Dienstag, 24. Februar 2009

Der Müll und die Insel

Wenn man über Müll redet, sollte man den Begriff zunächst definieren. Warum?

Vor einiger Zeit lebte Johnny, ein waschechter "islander," auf einem kleinen Hausboot in einer ruhigen Bucht. Eines Tages riss das Ankerseil. Wind und Strömung trieben das Boot auf einen Uferstreifen nahe des Hauptortes Bonacca. Dort lag es nun inmitten eines Berges von Plastikartikeln aller Art, die im Laufe der Zeit dort angeschwemmt worden waren. Johnny fühlte sich in dieser Umgebung offenbar wohl, denn er machte keinerlei Anstalten, seinen Aufenthaltort zu ändern und freute sich über die Nähe zum Dorf. Auf meine Frage, ob ihn der Müll nicht störe, schaute er mich mit großen Augen an, schüttelte verständnislos den Kopf und sagte:"Welcher Müll? Es riecht doch nicht unangenehm!"
Die Frage, was Müll ist, ist also eine Frage der Wahrnehmung.

Bis in die 60er Jahre war das Leben auf der Insel noch sehr ursprünglich und nahe der Natur. Es gab keinen Strom und damit auch keine Kühlschränke. Man ernährte sich von dem, was die Insel hergab. Kokosnüssen, Bananen, Platanen, Mangos, Ananas und Fisch. Da man in Häusern wohnte, die auf Stelzen auf dem Wasser gebaut waren, flog der Abfall ins Meer. Fischgräten, Bananenschalen, Mangokerne, Shrimpschalen. Alles bester Biomüll.
Als Guanaja den Fisch-, Shrimp-, und Langustenfang zu einer Industrie aufbaute und die Meeresfrüchte auch in die USA exportierte, brachten die Frachtschiffe auf dem Rückweg Produkte aus den USA mit. Konservendosen, Coca-Cola in Plastikflaschen, Produkte aller Art in schönen Verpackungen. Der Gewohnheit folgend flogen auch diese Dinge nun ins Wasser.
Und das tun sie bis heute.
-Nun, nicht ganz. Es gibt einen Hauch von Bewußtseinswandel, in den Schulen wird den Kindern heute beigebracht, dass man den Müll nicht achtlos fortwirft und in Bonacca stehen Müllbehälter auf den öffentlichen Wegen.

Was aber passiert mit dem Müll, der nicht aus den Fenstern direkt ins Meer fliegt? Er wird eingesammelt und mit einem Boot in eine nahe Bucht gefahren, dort abgeladen und verbrannt. Eine Müllverbrennungsanlage? Open air und ohne Filter. Und wenn der Wind aus Nord kommt, spült es einen Teil des Abfalls ins offene Meer hinaus. Dann ist es ja auch weg...




Donnerstag, 5. Februar 2009

Ein neues Flughafenterminal für Guanaja

Guanaja ist eine Insel, die sich bisher jeglicher Entwicklung widersetzt. Die Nachbarinsel Roatan hat ihr Gesicht in den letzten zehn Jahren dramatisch verändert und ist heute touristisch geprägt. Kreuzfahrtschiffe machen fast täglich dort Halt und Hotels schießen wie Pilze aus dem Boden. Guanaja hingegen sieht jährlich nicht viel mehr als -sagen wir- 100 Touristen. Große Hotels sucht man vergebens und die kleinen Tauchhotels, die es mal gab, gibt es nicht mehr. Eine Bleibe findet man nur in kleinen, familiär geführten "hotelitos".  

Wie lockt man nun mehr Touristen nach Guanaja? Mit einem neuen Flughafenterminal werden Touristen angelockt -  so dachten die Politiker. Zwar verfügt die Insel über einen Flugplatz und auch über ein Terminal. Das aber sieht häßlich aus und wird nicht benutzt. Vielmehr treffen sich die Passagiere alle vor der kleinen "cantina", einer simplen Holzhütte, deren Wellblechdach den Passagier vor Regen schützt und in der man kaltes Bier oder 
 auch eine Coca-Cola erwerben kann. 

Das war den Politikern aber offenbar nicht mehr chic genug. Aus dem nationalen Haushalt und Hilfsgeldern aus Japan wurde ein neues Gebäude errichtet. Schön sieht es aus, es hat eine Klimaanlage und Toiletten und einen beeindruckende Außenbeleuchtung. In diesem Zusammenhang möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass der letzte Flug gegen 16.30h abhebt.



Das neue Terminal


Im November des vergangenen Jahres war es endlich soweit, das neue Gebäude wurde feierlich eröffnet. Der Präsident Manuel Zelaya erschien höchstpersönlich, im Schlepptau mehrere Minister, einen Abgesandten Japans und die lokale Prominenz. Es wurden Reden gehalten, man lobte sich selbst und die tolle Ausführung des Projekts.
Nach den Feierlichkeiten verliessen die Gäste das Gebäude, es wurde abgeschlossen und  - dabei ist es bis heute geblieben.....



Mittwoch, 4. Februar 2009

Die unendliche Geschichte um eine Aufenthaltserlaubnis


Bis vor einigen Jahren konnte man als Tourist bis zu 6 Monate lang in Honduras bleiben. Man bekam bei der Einreise 90 Tage zugesprochen und konnte dann 3 weitere monatliche Verlängerungen beantragen. Nach einer Gesetzesänderung wurde die Gesamtdauer auf 3 Monate herabgesetzt. 
Da wir nie länger als 6 Monate, aber doch ab und zu länger als 3 Monate im Lande bleiben, beschlossen wir, eine Aufenthaltserlaubnis zu beantragen.  All die horrormäßigen Erfahrungen der anderen Ausländer wischten wir beiseite, manchmal auch in der Annahme, sie hätten sich das Leben selber schwer gemacht und unzureichende Unterlagen eingereicht oder dergleichen.
Wir erkundigten uns im honduranischen Konsulat in Hamburg nach den erforderlichen Papieren, brachten diese dann bei, beglaubigt und übersetzt. Das Konsulat überbeglaubigte alles und wünschte uns viel Glück. In Honduras fanden wir eine uns kompetent erscheinende Anwältin, die sich auch von unseren Papieren beeindruckt zeigte. Das zuständige Ministerium allerdings war offenbar wenig beeindruckt und forderte Nachbesserungen, die wir erbrachten. Danach saßen die Beamten erst einmal zwei Jahre lang auf dem Papierstapel, bevor sie eine aktuelle Heiratsurkunde anforderten - wir  hätten ja in der Zwischenzeit geschieden sein können. 
Endlich, nach drei Jahren, hatten wir die begehrte Urkunde in der Hand. Leider hatte sich ein klitzekleiner Fehler eingeschlichen. Wir wurden als kanadische Staatsbürger bezeichnet. Das war im Oktober 2007. Die Urkunde wurde zurück gesandt mit der Bitte, dieses eine Wort zu korrigieren. Vor drei Wochen, also 15 Monate später, bekam ich einen Anruf von unserem Anwalt -im übrigen der zweite, nachdem sich die erste Anwältin nicht mehr zuständig gefühlt hatte-, er habe das neue Papier vorliegen. 
Wir eilten nach La Ceiba, um es in Empfang zu nehmen. 
Ausgestellt am 30.12.2008 weist es uns wieder als......kanadische Staatsbürger aus. Inhaltlich wurde nichts verändert.

Vielleicht könnten wir die Sache beschleunigen, indem wir die kanadische Staatsangehörigkeit beantragen.....
 

Dienstag, 3. Februar 2009

Wasserverschwendung? Was ist das?

                           Einer von mehreren Wasserfällen auf Guanaja

Um unser Grundstück kümmert sich ein Arbeiter, der das Gras mit der Machete kurz hält, die Bananenstauden und Ananas pflegt, den Garten wässert, die Pflanzen düngt, den Zaun repariert. Sein Name ist Leonidos und er kommt aus einem sehr ländlichen Gebiet am Festand.

Er wohnt in einem kleinen niedlichen Holzhaus, das wir extra für ihn gebaut haben. Nun gehe ich gestern an diesem Haus vorbei und höre Geräusche, die mich an einen laufenden Ventilator erinnern. Ich nähere mich und sehe durch das Fenster, das aus dem Wasserhahn der Spüle Wasser läuft. Nicht tropfenweise, sondern ein satter Strahl. Auf meine Frage, was das zu bedeuten habe, antwortet Leonidos, der Wasserhahn sei nicht zuzudrehen, irgendetwas sei da wohl defekt. Warum er mir nicht Bescheid gegeben hat, weiss ich nicht. Er ist erst seit vier Wochen bei uns beschäftigt und traut sich vielleicht nicht. Er erwähnt noch, das sei schon bei seiner Ankunft kaputt gewesen. Ich darf also davon ausgehen, dass der Wasserhahn seit vier Wochen ununterbrochen läuft.  Dabei möchte ich gar keine Berechnung über die Anzahl der Liter anstellen, die nun nutzlos ins Meer gelaufen sind. 
Ich bin ziemlich entsetzt und halte ihm einen kleinen Vortrag über den Wert des Wassers und dass weltweit Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Wir sind auf der Insel privilegiert, haben wir doch Quellen, aus denen jahrein, jahraus sehr wohlschmeckendes Wasser fliesst, und meistens auch noch im Überfluss. Schon Kolumbus pries den guten Geschmack des Wassers, als er 1502 auf Guanaja landete.
Im Gesicht von Leonidos sehe ich allerdings nur Unverständnis. Wasser? Wo ist das Problem?

Montag, 2. Februar 2009

Politische Entwicklungen

                                                              Foto:Reuters

Die honduranische Presse meldet heute, das der Präsident Manuel Zelaya glücklich und wohlbehalten bei seinem Freund Hugo Chávez in Venezuela angekommen ist. 
Ja, seit geraumer Zeit verbindet die beiden eine innige Männerfreundschaft. Mit im Bunde sind der nicaraguanische Präsident Daniel Ortega und Evo Morales aus Bolivien.
Diese Staaten und auch Kuba und Dominica haben sich zur sog. ALBA (Alternative Bolivariana para los pueblos de nuestra América) zusammengeschlossen. ALBA soll eine Wirtschaftsgemeinschaft mit dem Ziel sein, von den USA und Europa unabhängiger zu werden. Politisch fällt auf, dass diese Länder deutlich kommunistische Tendenzen zeigen. Also vielleicht stecken doch mehr als nur wirtschaftliche Interessen dahinter.
Honduras, so war bis vor kurzem die landläufige Meinung, passe in diesen Zusammenschluß eigentlich nicht hinein. Das Land hat seit Jahrzehnten enge Kontakte zu den USA, zahlreiche amerikanische Unternehmen wie beispielsweise Standard Fruit (heute Dole) haben große Ländereien, auf denen sie Bananen und Ananas anbauen. Zudem leben und arbeiten nicht wenige Honduraner in den USA. Sie schicken einen großen Teil ihres Lohns an die Familienmitglieder im Land.  
Plötzlich macht das Land nun eine Kehrtwende, rückt ganz weit nach links und beschwört ernsthafte Sorgen herauf, das dieser Linksruck zu einer sozialistisch geprägten Wirtschaftsordnung führen könnte, einschließlich Verstaatlichungen und Enteignungen. 
Die Wirtschaftselite und Unternehmer im Lande schäumen. Der Präsident des nationalen Industrieverbandes (Asociación national de Industriales) Adolfo Facussé hielt vor eine Woche eine flammende Rede auf die Gefahren, die dem Lande angeblich drohten.
Es rumort im Lande. Es bleibt spannend.


Sonntag, 1. Februar 2009

Fußball

Als im Jahr 2006 die Weltmeisterschaft in Deutschland stattfand, befand sich das ganze Land für vier Wochen im Ausnahmezustand - man lebte nur noch für den Fußball, feierte täglich die Siege und manchmal auch die Niederlagen.  Auch in Honduras bewegt der Fußball die Welt. Jedes Spiel der Nationalmannschaft findet man am nächsten Tag mit Sicherheit auf der ersten Seite der honduranischen Presse wieder. Spiele werden im Fernsehsessel mitgelebt, der Zuschauer springt auch hier auf, schreit laut "Gol -goooooool" und die Rate der Herzinfarkte schnellt auch hier an solchen Abenden in die Höhe.

Nun interessierte sich der Rest der Welt bisher kaum für die honduranische Nationalelf, nicht zuletzt deshalb, weil es wenig Positives über sie zu berichten gab. Meist verlor sie die Spiele. Das Blatt scheint sich allerdings zu wenden. Bei den Qualifikationsspielen zum Gold Cup 2009, einer kontinentalen Fußballmeisterschaft der CONCACAF, gewann Honduras vor einigen Tagen gleich mehrere Spiele hintereinander, und zwar gegen Belize, Nicaragua und El Salvador. 

Ganz besonders freuten sich die Honduraner allerdings im vergangenen November, als sie im Rahmen der Qualifikationsspiele für die nächste Weltmeisterschaft 2010 den Erzfeind Mexiko in die Schranken wiesen. 

Gestern allerdings verlor die Mannschaft gegen Panama mit 0:1. Hoffen wir, dass das nicht das Ende einer kurzen Glücksträhne war!


Warum dieser blog

Schon wieder ein neuer Blog. Muß das wirklich sein?
Eigentlich gehörte ich immer zu den Kritikern von blogs, die meinen, die meisten dieser Einträge dienten nur des Befriedigung des exhibitionistischen Drangs vieler Mitmenschen und vermüllten doch nur die Welt des Internets in zunehmendem Maße.
Nach der Lektüre ausgewählter blogs habe ich im Laufe der Zeit die Erfahrung gemacht, dass die blog-community auch ein Pool von oftmals wertvollen Informationen sein kann.

Für all diejenigen, die mehr über Honduras wissen und kennenlernen möchten, schreibe ich kurzen Geschichten aus dem Alltag in einem Land, das doch so anders ist als Deutschland, Geschichten, die etwas über das Land, die Politik und ihre Menschen zeigen, die honduranische Seele besser verstehen (ergründen werden wir "gringos" sie wohl allerdings nie, befürchte ich) und den Leser auch zum Schmunzeln bringen.