Sonntag, 18. April 2010

Garífunas


Genau 213 Jahre ist es her, dass eine Gruppe von Menschen schwarzer Hautfarbe in Honduras anlandeten. Dieses Ereignis feierten die Garifunas in der vergangenen Woche mit Festen, auf denen gegessen, getrunken, getanzt und diskutiert wurde.


Die Geschichte der Garifunas beginnt auf der anderen Seite der Karibischen See, in den kleinen Antillen, genauer gesagt auf der Insel St. Vincent. Als die Europäer diese Inseln entdeckten, stießen sie auf einen äußerst kriegerischen Indianerstamm: die Kariben.

Eines Tages, irgendwann um 1630, fuhr eines der Schiffe, die Sklaven von Afrika in die Karibik transportierten, vor der Küste St. Vincents auf ein Riff auf und sank. Die Afrikaner konnten sich nach St. Vincent retten und wurden von den Kariben aufgenommen. Warum die Kariben diese nicht töteten, so wie sie unliebsame Eindringlinge am liebsten loswurden, bleibt eine offene Frage. Die Kariben fanden wohl die Frauen attraktiv und so entstand über die nächsten Generationen eine neue ethnische Gruppe: die Garifuna.

Im 17.und 18. Jahrhundert stritten sich Franzosen, Engländer und Spanier um die Inseln in der Karibik. St. Vincent war keine Ausnahme, hier herrschten mal die Engländer, dann wieder die Franzosen. So ging das ein paar Mal hin und her. Die Garifunas verstanden sich mit den Franzosen gut und standen ihnen im letzten Krieg gegen die Engländer bei. Dir Franzosen verloren und die Garifunas wurden von der Insel vertrieben.
Ihr Exil fanden sie im westlichen Teil der Karibik, wo sie heute einen Teil der Bevölkerung in Honduras darstellen, aber auch die Küste von Guatemala und Belize besiedeln.

In Honduras gibt es viele kleine Garifuna-Dörfer entlang der Nordküste. Von La Ceiba aus gelangt man schnell nach Sambo Creek und Corozal. In der Nähe von Tela bieten sich El Triunfo und Miami zum Besuch an. Direkt am Strand gelegen kann man den Strand, das Meer und die Leute am besten aus einem der Strandrestaurants beobachten. Ein kühles Bier, ein frisch gegrillter Fisch, serviert mit fritierten Kochbananen und dem typischen Brot aus Yucca, dazu Punta-Musik und Tanz, vielleicht auch eine kleine Siesta in der Hängematte - auf keinen Fall Hektik oder Stress...

Dabei hätten die Garifunas viele Gründe, sich Stress zu machen. Als Minderheit im Land haben sie es schwer. Die Regierung, in der die Mestizen, welche 90% der honduranischen Bevölkerung ausmachen, herrschen, übersieht die Belange der Garifunas einfach. Infrastrukturmaßnahmen kommen fast nie bis in ihre abgelegenen Dörfer. Es gibt zuwenig öffentliche Schulen, die Analphabetenrate ist erschreckend hoch. Die Arbeitslosigkeit ebenfalls.

Früher, als die amerikanischen Unternehmen wie Standard Fruit noch Bananen in großen Mengen exportierten, hatten die Garifunas gute Jobs - durch das Verladen der Bananen auf die Bananendampfer, die von der Nordküste in Richtung USA losfuhren. Das ist lange vorbei, Plagen, Unwetter und die lukrativere Ölpalme haben die Bananenproduktion dramatisch schrumpfen lassen -und damit auch die Jobs in dieser Branche. Heute gehen viele Garifunas wieder fischen, um ihre Familien zu ernähren. Land haben sie auch zuwenig, um Kochbananen, Bananen und Yucca anzubauen.

Ihre kulturellen Wurzeln bewahren sie allerdings bis heute. Sie sprechen eine eigene Sprache und haben ihre eigene Religion, die katholische, indianische und spirituelle Elemente, welche an Voodoo erinnern, beinhaltet.

Auch ihre Musik verleugnet nicht die afrikanischen Wurzeln. Die Trommel ist ein wesentliches Instrument und der dazu passende Punta ein höchst sehenswerter Tanz, der Hüftschwung der Damen äußerst erotisch.

Die Feierlichkeiten in diesem Jahr haben die Garifunas und ihre Probleme wieder einmal in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. Der Präsident Lobo Sosa war da, hat Punta getanzt und versprochen, es werde alles besser werden, man werde mehr für die schwarze Minderheit im Land tun.

Es bleibt abzuwarten, ob nach der großen Party nicht wieder die große Ernüchterung folgt.

Mehr zur Kultur der Garifuna:

Sonntag, 11. April 2010

Die Mosquitia und der Drogenhandel

"Hier wollen alle reich werden" -so lautet der Titel eines Artikels in der honduranischen Tageszeitung "la prensa" und was dann folgt, ist eine ziemlich genaue Schilderung darüber, wie das Kokain auf seinem Weg von Kolumbien nach USA durch das kleine Honduras geschleust wird.


Das Geschäft mit den Drogen ist die Einkommensquelle und es ist schnell verdientes Geld.

Die Mosquitia eignet sich aus mehreren Gründen hervorragend als Umladeplatz für das Kokain. Zum einen ist es ein großes, unwegsames Areal. Straßen gibt es keine, nur über die Luft und von er Küste aus ist es erreichbar. So ist es auch schwer zu kontrollieren. Die Drogenflugzeuge landen auf schnell und improvisiert hergerichteten Pisten. Sie werden über Nacht errichtet und verschwinden danach genauso schnell wieder. Drogenboote landen an der Küste an, nehmen die Pakete oder Fässer auf und fahren sie übers Meer in Richtung Norden - nach Mexiko oder USA.
Foto: www.laprensa.hn

So ist Motorengeräusch das Zeichen für die Misquito-Indios, sich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Sie eilen zu ihren Holzkanus und begeben sich aufs Wasser, um die aus Flugzeugen abgeworfenen Pakete aufzusammeln. Sie lagern sie, bis die Mittelsmänner kommen und sie ihnen abkaufen. Sie selber lassen die Finger vom Kokain, sie wissen auch, dass ihr Tun illegal ist. Aber es ist ihre einzige Chance, zu überleben.

Andere helfen dabei, Benzinfässer von Fischerbooten zu laden, um damit später die Flugzeuge aufzutanken. Die Piloten werden auch beherbergt, wenn es sein muss. Legt ein Flieger eine Bruchlandung hin, so helfen sie dabei, die Spuren zu beseitigen und vergraben und versenden das Flugzeug.

All das ist nicht nur den honduranischen Behörden bekannt, auch die Amerikaner wissen Bescheid. Und das seit Jahren.

Dabei geben die Amerikaner Millionen für die Drogenbekämpfung aus. In Kolumbien setzen sie gemeinsam mit der kolumbianischen Regierung den sog. Plan Colombia um, in Mexiko gibt es eine ähnliche Strategie zur Drogenbekämpfung mit dem Namen "Initiative Mérida", bei der die Amerikaner Milliarden für Ausrüstung, Ausbildung und Unterstützung der Geheimdienste im Kampf gegen den Drogenhandel an Kolumbien und Mexiko überweisen.

Nun engagieren sich die USA auch in der Mosquita. Mit Hilfe amerikanischer Gelder wurde hier ein Marinestützpunkt errichtet, auf dem das honduranische Militär sich verstärkt mit dem Drogenproblem befassen soll.


Ob die Strategie allerdings von Erfolg gekrönt sein wird, das wird die Zukunft zeigen. Zweifel sind berechtigt.