Donnerstag, 28. Januar 2010

Epilog

Foto: www.elheraldo.hn
Gestern war ein wichtiger Tag für Honduras. Ein Tag, der -hoffentlich- das Ende der politischen Krise markiert.
Porfirio Lobo Sosa wurde in das Amt des Präsidenten eingeschworen. Die Zeremonie, die wie immer im Nationalstadion der Hauptstadt stattfand, war feierlich und verlief ohne Zwischenfälle. Mit Ausnahme einiger weniger linksgerichteter Staaten wie Kuba und Venezuela erkennt die internationale Gemeinschaft den neuen Präsidenten an.
Manuel Zelaya verließ mit dem Präsidenten der Dominikanischen Republik, das Land, gesegnet mit einer Amnestie für politische Vergehen. Die Zukunft wird zeigen, ob er seinem Land Ärger bereiten wird.

Pepe Lobo versuchte in seiner Antrittsrede, Aufbruchstimmung zu verbreiten. Seine wichtigsten Themen waren
- Sicherheit (ein wichtiges Thema, hat die Kriminalität in den vergangenen Jahren erschreckende Ausmaße angenommen),
-Bildung (die Lehrer an den öffentlichen Schulen haben im vergangenen Schuljahr mehr gestreikt als unterrichtet, die Mehrheit war in politische Pro-Zelaya-Aktivitäten eingebunden),
- Korruption (ein großes Problem, das das Land insgesamt lähmt),
-Arbeitslosigkeit (kaum jemand hat Arbeit...!).

Große Herausforderungen warten auf den neuen Präsidenten.....


Montag, 25. Januar 2010

Pepe´s Zwiespalt

Noch zweimal schlafen und dann hat Honduras einen neuen Präsidenten. Diejenigen, die in den Medien lautstark für eine Nichtanerkennung der Wahl in Honduras plädieren, sollten sich ernsthaft fragen, wie sie die Vorgänge z.B. in Iran oder Afghanistan bewerten wollen. Die Präsidentenwahl im vergangenen November war angesichts der Aufmerksamkeit, die dem Land zuteil wurde, eine der transparentesten und fairsten der honduranischen Geschichte. Zwar hatte man sich eine höhere Wahlbeteiligung gewünscht, eine Wahlbeteiligung von knapp unter 50 % rechtfertigt nicht den Schluss, Pepe Lobo sei nicht demokratisch gewählt worden. Man schaue sich nur die Zahlen der Wahlbeteiligung in den USA an.

Wenn Pepe Lobo in zwei Tagen feierlich ins Amt eingeführt wird, möchte er zugleich auch das Problem "Zelaya" gelöst haben. Zu diesem Zwecke reiste er in der vergangenen Woche in die Dominikanische Republik und brachte eine Vereinbarung mit dessen Präsidenten mit nach Hause.

http://www.laprensa.hn/Apertura/Ediciones/2010/01/21/Noticias/Lobo-firma-acuerdo-para-que-Zelaya-salga-del-pais

Danach kommt dieser zur Amtseinführung nach Honduras und nimmt Manuel Zelaya auf dem Rückweg als "besonderen Gast" mit zu sich ins Land. Porfirio Lobo sichert Herrn Zelaya sicheres Geleit zu.

In vielen Fällen suchen gestürzte und abgesetzte Präsidenten, wenn sie sich nicht der heimischen Justiz stellen wollen, Asyl in einem anderen Land nach.
Nicht so Zelaya. Er darf nun als Bürger in Ehren ausreisen. Es ist verständlich, dass Pepe Lobo Interesse an einer nationalen Aussöhnung hat und das Wohlwollen der internationalen Gemeinschaft sucht. Gut möglich ist auch, dass die USA ihn zu diesem Schritt drängen. Ein Beharren darauf, Zelaya im Land den Prozess zu machen -nicht nur wegen Amtsmißbrauchs aufgrund der illegalen Pläne für ein Referendum, sondern auch wegen Korruption und Veruntreuung öffentlicher Gelder- ist möglicherweise nicht geeignet, das polarisierte Land zu befrieden.
Der Gedanke, Zelaya bedingungslos ausreisen zu lassen, könnte aber mehr Probleme bringen als lösen. Sucht er kein Asyl nach, kann er frei reisen und auch wieder nach Honduras zurückkehren. Er selber hat bereits angekündigt, er wolle nur kurz in der Dominikanischen Republik bleiben, um von dor nach Mexiko zu reisen. Von Mexiko aus wolle er die "Resistencia"-Bewegung führen und sein Ziel, ein Referendum über eine neue Verfassung abzuhalten, weiter verfolgen.
In Mexiko kann er auch ruhig und gelassen abwarten, ob das honduranische Parlament für eine Amnestie stimmen wird. Internationalen Druck gibt es auch in diese Richtung.
Ach ja, und dann gibt es noch das sog. zentralamerikanische Parlament (PARLACEN). Das ist ein ziemlich überflüssiges Plenum, in dem sich die Ex-Präsidenten einiger zentralamerikanischer Staaten tummeln. Als Abgeordnete eines Parlaments genießen sie natürlich Immunität. Möglicherweise Zelayas Lösung, auf diese Weise wieder ungeschoren nach Honduras zurückkehren zu können.

http://www.laht.com/article.asp?ArticleId=350954&CategoryId=23558


Gerüchte ganz anderer Art wurden in der vergangenen Woche von einer venezolanischen Journalistin gestreut. Danach hecken die Castros, Chávez und Ortega gemeinsam mit der kolumbianischen Guerillaorganisation FARC einen Plan aus, die Regierung unter Lobo durch Paramilitärs gezielt zu schwächen.

http://proceso.hn/2010/01/20/Nacionales/Dise.C.B/19950.html


Manuel Zelaya könnte also auch in Zukunft für Ärger sorgen.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Das Wetter

Nein, nicht nur in Europa und den USA frieren die Menschen. Der Winter hat seinen Weg auch in die Karibik gefunden. Sonne, Strand, Badewetter? Nicht so in den letzten 4 Tagen. Sweatshirt, lange Jeans, Wollsocken waren angesagt, und ein heisser Tee sorgte für Wärme von innen.

Eine Kaltfront zog am Wochenende über Guanaja hinweg. Das ist eigentlich nichts besonderes. Kaltfronten -hier nennt man sie "norther" oder "Norder"- kommen zwischen November und März in regelmäßigen Abständen von Nordwesten. Sie ziehen über den Golf von Mexiko, Yucatan, Belize, Honduras und lösen sich dann irgendwo im karibischen Meer auf. Aus den USA bringen sie vor allem kalte Luft, viel Regen und viel Wind aus nördlichen Richtungen. Die letzte Kaltfront war eine von der stärkeren Sorte. Da die USA unter einem strengen Winter leiden, war in dem System besonders kalte Luft.
New Orleans sah mit Minustemperaturen und Eis Rekordwerte. Bis die Front allerdings hier auf Guanaja angekommen war, hatte sie sich über dem karibischen Meer ein wenig aufgewärmt. 17 Grad war es kalt, auf der Insel allerdings nur nachts, am Festland in La Ceiba auch am Tag. Da die Häuser hier offen gebaut sind, sind Innen- und Außentemperatur gleich. In Deutschland macht man bei 17 Grad die Heizung an. Also bitte keine dummen Bemerkungen über Socken und heißen Tee....



..und nein, Eisberge gibt es bei uns noch keine.

Donnerstag, 7. Januar 2010

Remesas

Remesas - das ist übersetzt die "Geldsendung". In Honduras machen Geldsendungen den größten Posten des Bruttosozialprodukts aus. Dieses Bruttonationaleinkommen übersteigt die Einnahmen, die das Land aus dem Tourismus erzielt, es übersteigt die Einnahmen, die aus dem Export von Kaffee, Bananen und Kakao erzielt werden, es übersteigt die Einnahmen aus der Industrie, den sog. maquilas. Es ist also eine ziemlich bedeutsame Einnahme. 2,4 Milliarden Dollar war sie im Jahre 2008 hoch.

Remesas -das bedeutet allerdings auch einen gewaltigen Strom von Migranten. Und zwar aus Honduras heraus, in Länder wie USA, Mexiko und Costa Rica hinein. Tausende von Honduranern machen sich jedes Jahr auf den Weg ins "gelobte Land", den USA. Die meisten reisen illegal ein, arbeiten dort illegal. Jeder einzelne-ein individuelles Schicksal.

Die Reise an sich ist bereits ein gefährliches Unterfangen. Es ist nicht so einfach, über die gut bewachte Grenze von Mexiko nach USA zu gelangen. Allein ist es fast unmöglich. Hilfe kommt in Form von professionellen Schleusern, sog. coyotes. Sie organisieren gegen Bares die Einreise in die USA. Vor einigen Jahren machte einer unserer Arbeiter, die beim Bau des Hauses geholfen hatten, seinen Traum wahr. Er mußte lange sparen, um die ca. 4000 US $ zusammen zu kratzen, denn soviel kostete ein Schleuser vor ca. 5 Jahren. Ich hörte später, dass er es geschafft hatte.
Nicht alle haben dieses Glück. Geraten sie in die Hände von Kriminellen, so ist am Ende das Geld weg und sie immer noch in Mexiko. Oder sie bezahlen gar mit ihrem Leben.

http://www.time.com/time/covers/1101010611/fnaco.html

http://www.mexiko-lexikon.de/mexiko/index.php?title=Migration


Remesas - das Phänomen zeigt auf, dass Honduras Politik es nicht ansatzweise schafft, Arbeitsplätze zu schaffen und seine ökonomischen und sozialen Probleme anzugehen.

Ganze Dörfer leben von den Wohltaten, die die Verwandtschaft aus dem Ausland schickt. Wenn man am Montag morgen die langen Schlangen vor den Büros der "Western Union" sieht, weiß man, wie es um das Dorf steht.

Nun sind angesichts der Weltwirtschaftskrise die Remesas in diesem Jahr gesunken.


Ein wesentlicher Grund für die sinkenden Einnahmen ist sicherlich der Anstieg der Arbeitslosigkeit in den USA. Es gibt weniger Jobs - auch für die Immigranten.

Da auch die Arbeitslosigkeit im Lande im Rahmen der politischen Krise dramatische Ausmaße angenommen hat -manche schätzen die Quote auf 50%, verläßliche Zahlen gibt es nicht-, geraten viele Familien in echte Schwierigkeiten. Sie sind auf den Geldfluß von außen angewiesen, er ist ihre einzige Einnahmequelle. Kriselt es in der amerikanischen Wirtschaft, so wirkt sich das ungebremst und unmittelbar auf die honduranische Kaufkraft aus. Die Armut im Land wird allein aufgrund der drastisch verringerten Geldsummen aus den USA in diesem Jahr weiter steigen.

Remesas - das Phänomen birgt mehr Probleme als Lösungen. Junge Leute verlassen in Scharen ihr Land, und es sind nicht nur diejenigen, die man dann als Erntehelfer auf kalifornischen Orangenplantagen findet. Auch gut ausgebildete Honduraner suchen sich Arbeit vorzugsweise im Ausland. Dort finden sie die qualifizierten und gut bezahlten Jobs, nach denen sie suchen.
Dieser "brain-drain" hinterlässt eine große Lücke im Inland, die honduranische Wirtschaft vermag es nicht, ihre ausgebildeten Leute im Land zu binden.

Remesas - das Thema wird in den Medien nicht kritisch diskutiert. Man nimmt die Bewegung als gegeben hin. Solange ein Problem aber als solches gar nicht zur Kenntnis genommen wird, solange ändert sich gar nichts.