Mittwoch, 29. April 2009

influenca porcina

Die gestrige Frage, ob das Land ausreichende Mengen antiviraler Medikamente vorrätig hat, wird heute in der "La Prensa" beantwortet. Zum aktuellen Zeitpunkt befindet sich genau ein Karton mit 10 Einheiten des Wirkstoffes Oseltamivir, besser bekannt unter dem Namen Tamiflu, im Land.
www.laprensahn.com/Especiales/Ediciones/2009/04/29/Noticias/No-hay-medicinas-para-atender-posibles-victimas
In der "hondudiario" ist zu lesen, dass sich die zentralamerikanischen Staaten gemeinsam mit der Bitte an die WHO (Weltgesundheitsbehörde) gewandt haben, ihnen bei dem Erwerb der erforderlichen Arzneien behilflich zu sein. Wenn bei dem Versuch, eine Pandemie zu verhindern, der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle spielt, so sind die verantwortlichen Politiker dieser Länder ein wenig spät dran.
Finde ich.

Dienstag, 28. April 2009

Der Pandemieplan der Honduraner

Foto: La Prensa, Honduras
Die Schweinegrippe ist in aller Munde. Die honduranische Presse schreibt eigentlich nur noch über das Virus und darüber, dass honduranische Behörden Maßnahmen eingeleitet haben, die das Eindringen des Virus in das Land verhindern sollen. Der Leser fragt sich natürlich, um welche Maßnahmen es sich konkret und im einzelnen handelt. Und wird leider nicht fündig.
Nun bin ich gestern aus den USA nach Honduras eingereist und kann ich aus erster Hand berichten, was sich so am Flughafen in San Pedro Sula tat. Zunächst einmal lief das gesamte Personal mit Mundschutz herum. Soweit so gut.

Bei der Ankunft unserer Maschine standen bereits zwei weitere Flugzeuge am Dock. Diese waren offenbar nur kurz vorher gelandet, denn ich fand mich am Ende einer langen Schlange wieder. Die Menschenmenge endete vor einem Schreibtisch, hinter dem zwei mit Mundschutz vermummte und weiß bekittelte Personen saßen. Es war ein unbelüfteter Flur, es war stickig und warm, einige Menschen husteten, die Schlange bewegte sich im Schneckentempo vorwärts. Falls nur einer der zahlreichen Mitreisenden die Schweinegrippe hatte, so bekomme ich sie nun wahrscheinlich auch.
Nach einer halben Stunde bekamen die beiden am Schreibtisch Verstärkung. Es kam etwas Bewegung in die Schlange. Die Offiziellen (Ärzte oder Flughafenpersonal?) füllten ein Formular aus, auf dem sie meinen Namen und meine Adresse eintrugen. Das war es! Diese Informationen bekommt auch der Beamte der Immigration. Der Mehwert dieses Papiers erschließt sich mir nicht. Der Passagier neben mir wurde immerhin noch gefragt, ob er sich wohl fühle oder etwa fiebrig sei. Er verneinte.
Was aber passiert tatsächlich mit den Grippeerkrankten? Gibt es im Lande Quarantänestationen in den Krankenhäusern? Sind die Apotheken, Krankenhäuser und Ärzte mit den wirksamen antiviralen Medikamenten ausgestattet? Sind diese Medikamente in ausreichender Anzahl vorrätig? Wie wird die Bevölkerung im Land aufgeklärt?
Viele Fragen, aber keine Antworten.

Vielleicht steht ja morgen mehr in der Zeitung...

Sonntag, 26. April 2009

Politische Entwicklungen- Teil 2


Die Pläne des honduranischen Präsidenten, dem Lande eine neue Verfassung zu verpassen, nehmen Gestalt an. Bisher hatte er ein Referendum in Aussicht gestellt, in dem das Volk über die Einberufung einer "Verfassungsgebenden Versammlung" entscheiden solle. Diese solle dann eine neue Verfassung entwerfen. Wie allerdings die neue Verfassung aussehen sollle, warum es eine neue sein muß und die alte nicht reformiert werden kann, dazu schwieg er.

Vor wenigen Tagen hat er im Rahmen einer Pressekonferenz zumindest die Richtung, die jeder ahnte, bestätigt. Es geht scharf nach links. Ziel ist es, die jetzige Verfassung durch eine neue zu ersetzen, in der die politischen und wirtschaftlichen Freiheiten "reguliert" werden sollen. Vorbilder sind die südamerikanischen Länder wie Venezuela und Bolivien. Damit aber nicht genug. Es seien zudem Korrekturen im Bereich der Pressefreiheit notwendig. Der Begriff "Korrekturen" gewährt Spielraum für Interpretationen, läßt sich aber sicher mit Beschränkungen ausfüllen. Die Presse sollte alarmiert sein.

Die Parlamentarier, zumindest einige von ihnen, sind entsetzt. In diversen Reden wurden die präsidialen Pläne als Gefahr für die Demokratie zurückgewiesen. Man werde für den Erhalt der Verfassung kämpfen. Der Präsident des Kongresses rief das Militär auf, für den Erhalt der Demokratie einzustehen. Bislang hört man aus den Reihen des Militärs allerdings nichts, sie schweigen. Gerüchte besagen, der Armeechef sei vom Präsidenten gekauft worden, um die Umsetzung seiner Pläne zu stützen.

Es ist ein offener Machtkampf ausgebrochen zwischen dem Präsidenten und seinen Getreuen auf der einen und einer Gruppe Parlamentarier auf der anderen Seite. Zur letzteren gehört offenbar auch die Mehrheit der regierenden Partei der Liberalen, die nicht hinter den sozialistischen Zielen ihres Präsidenten steht. Der Parteitag, an dem der neue Präsidentschaftskandidat Elvin Santos offiziell gekürt wurde, fand genau an dem Wochenende des Gipfeltreffens der "Organisation amerikanischer Staaten" OAS auf Trinidad statt und jeder wußte, dass der Präsident dort teilnehmen werde. Man wollte ihn offenbar nicht beim Parteitag dabei haben.

Bemerkenswert ist, dass die derzeitige politische Entwicklung in Honduras auf der internationalen Bühne kaum wahrgenommen wird. Die deutsche Presse hat noch gar nicht mitbekommen, dass sich in Honduras ein weitreichender Systemwandel, -umsturz oder -putsch abzeichnet.
Auch die Amerikaner scheinen mit anderen Problemen ausgelastet zu sein. Vom amerikanischen Botschafter in Honduras hört man nichts, obwohl viele amerikanische Unternehmen im Lande ansässig sind und obwohl die Amerikaner in der Vergangenheit auch gern hysterisch reagierten, drohte ein Land dem Kommunismus anheimzufallen.




Montag, 13. April 2009

Livemusik auf Guanaja

Einer der wenigen kulturellen Höhepunkte...nein, eigentlich der einzige Lichtblick im kulturellen Diaspora der Insel ist die Livemusik. Vor ein paar Jahren taten sich drei der hier lebenden Ausländer zusammen, um Musik zu machen. Ein Engländer am Keyboard, ein Deutscher am Bass, ein Amerikaner mit der Mundharmonika sind die Stammbesetzung.













Mitwirkende Gäste waren von Beginn an willkommen. Ein guter Freund aus Deutschland brachte sich ebenfalls von Anfang an mit Gitarre und Stimme ein und gab der Band den Namen "guanaja boys". Man begann, (un-)regelmäßig zu üben und erwarb sich so ein festes Repertoire, geprägt von "oldies" der 60er bis 80er Jahre.


Die Instrumente haben ihren festen Platz in einer Bar, und samstags stehen die Chancen gut, dass dort gespielt wird.

Entscheiden sich Insulaner zum Mitspielen, kann man sicher sein, Country-Western zu hören. Der allererste Musiksender, den man vor vielen, vielen Jahren auf Guanaja empfangen konnte, war ein texanischer. Das prägte den Musikgeschmack der Insel bis heute.
Singt oder spielt hingegen ein Honduraner, so gibt es die honduranische Antwort auf Countrymusik, "Ranchera". Es geht in diesen Liedern stets um liebeskranke Cowboys, Gauchos und Kühe; kurzum: es wird viel geweint.



Unser deutscher Freund bereichert das Repertoire mit guten Oldies, wenn er mal auf Guanaja ist und musikalische Segler sorgen ebenfalls für Abwechslung. Vor einigen Monaten war es ein Amerikaner und sein Saxophon, heraus kamen coole jazzige Improvisationen. Zur Zeit liegt ein amerikanisches Paar hier mit seinem Katamaran vor Anker. Sie hat eine coole, tiefe Stimme und er spielt Gitarre.

Vor zwei Wochen allerdings war es unser Freund Berti, der den Abend bestimmte. Er wohnt eigentlich am honduranischen Festland, fliegt aber ab und zu auf die Insel, sein Akkordeon stets im Gepäck. Damit deckt er die gesamte Bandbreite ab- von Ranchera über Jimi Hendrix und Bob Marley hin zu deutschen Volksliedern. Die Band hatte unglaublichen Spaß und brachte die Gäste auf die Tanzfläche. Es war einer der Abende, an denen man die Musik besonders genießt.
Kultur auf Guanaja.

Montag, 6. April 2009

Semana Santa


Semana santa, das ist in den katholischen Ländern mit spanisch-kolonialem Erbe die "heilige Woche", die am Palmsonntag beginnt und Ostersonntag endet. Es ist eine Zeit der religiösen Feiern und Messen. In einigen Städten finden große und prächtige Prozessionen statt, bei denen schwere Holzkonstruktionen mit Heiligenfiguren, sog. Pasos, von Trägern über weite Strecken getragen werden. Die Prozessionsstrecke wird mit "Teppichen" ausgelegt, die aus farbigem Sägemehl und Blüten bestehen. Es ist eine kurzweilige Farbenpracht, denn wenn die Prozession darüber hinweggelaufen ist, sind die Muster zerstört. Tausende Schaulustige, Gläubige sowie Ungläubige, werden von diesem Spektakel angezogen.

Die meisten Menschen allerdings zieht es eher an die Strände als in die Kirchen. Und zwar nicht erst am Wochenende. Eigentlich ist nur der Karfreitag ein offizieller Feiertag. Faktisch allerdings arbeitet bereits ab Montag niemand mehr. Anrufe bei Behörden kann man sich in dieser Woche sparen. Reparaturen oder sonstige Aufträge, die nicht am vergangenen Freitag fertig gestellt waren, werden es in dieser Woche auch nicht. Die Strände sind überfüllt, der Bierumsatz verdreifacht sich und die Unfälle ebenfalls. Am Festland wird viel Polizei eingesetzt, dennoch steigt die Rate der Verkehrsunfälle drastisch. Auf Guanaja haben wir zwar kaum Autos, dafür aber umso mehr Bootsverkehr. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Zusammenstöße, die stets mit Schwerverletzten und Toten einhergingen.

Die Vorbereitungen scheinen in diesem Jahr aber ein gewisses Maß an Professionalität aufzuweisen. Es wurden in den letzten zwei Wochen die Schüler an die Strände geschickt, um diese zu säubern. Die Riffe und Untiefen wurden mit Bojen markiert, damit die Propeller an den Booten unversehrt bleiben.

Die ganze Woche über strömen Besucher auf die Insel. Am Ostersonntag sind sie dann alle da und alle wollen an den einen Strand. Hunderte Boote machen dann vor dem Strand fest. Die Kinder planschen den ganzen Tag im Wasser herum, die Eltern suchen sich einen schattigen Platz, essen und trinken. Aus Palmdächern und Ästen werden kleine Stände zusammengezimmert, an denen kaltes Bier verkauft wird. Überall steigen kleine Rauchsäulen auf, man grillt Würstchen und Koteletts. Die honduranischen Mädchen führen die neueste Bademode vor und die jungen Burschen spielen Volleyball.
Am Abend leert sich der Strand - und er bleibt unberührt bis ...zur nächsten Semana
Santa.

Donnerstag, 2. April 2009

Gol -


man hätte gestern abend meinen können, Honduras wäre Fußballweltmeister geworden. Das Volk bejubelte frenetisch den 3:1 Sieg ihrer Mannschaft über Mexiko. Es war allerdings nur eines der Qualifikationsspiele, die Honduras in die nächste WM führen soll. Seit gestern dürfen die "catrachos" wieder hoffen. In der letzten Runde kämpfen die USA, Mexiko, Costa Rica, Honduras, Trinidad/Tobago und El Salvador darum, im nächsten Jahr nach Südafrika reisen zu dürfen. Die ersten drei Mannschaften werden fahren, und die drei großen Favoriten sind die USA, Mexiko und Costa Rica. Allerdings behauptet sich Honduras besser als erwartet und hat nun wieder Chancen. Qualifiziert sich die Mannschaft am Ende tatsächlich, so wäre das erst ihre zweite WM- Teilnahme nach 28 Jahren. Das wäre doch was, oder?