Semana santa, das ist in den katholischen Ländern mit spanisch-kolonialem Erbe die "heilige Woche", die am Palmsonntag beginnt und Ostersonntag endet. Es ist eine Zeit der religiösen Feiern und Messen. In einigen Städten finden große und prächtige Prozessionen statt, bei denen schwere Holzkonstruktionen mit Heiligenfiguren, sog. Pasos, von Trägern über weite Strecken getragen werden. Die Prozessionsstrecke wird mit "Teppichen" ausgelegt, die aus farbigem Sägemehl und Blüten bestehen. Es ist eine kurzweilige Farbenpracht, denn wenn die Prozession darüber hinweggelaufen ist, sind die Muster zerstört. Tausende Schaulustige, Gläubige sowie Ungläubige, werden von diesem Spektakel angezogen.
Die meisten Menschen allerdings zieht es eher an die Strände als in die Kirchen. Und zwar nicht erst am Wochenende. Eigentlich ist nur der Karfreitag ein offizieller Feiertag. Faktisch allerdings arbeitet bereits ab Montag niemand mehr. Anrufe bei Behörden kann man sich in dieser Woche sparen. Reparaturen oder sonstige Aufträge, die nicht am vergangenen Freitag fertig gestellt waren, werden es in dieser Woche auch nicht. Die Strände sind überfüllt, der Bierumsatz verdreifacht sich und die Unfälle ebenfalls. Am Festland wird viel Polizei eingesetzt, dennoch steigt die Rate der Verkehrsunfälle drastisch. Auf Guanaja haben wir zwar kaum Autos, dafür aber umso mehr Bootsverkehr. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Zusammenstöße, die stets mit Schwerverletzten und Toten einhergingen.
Die Vorbereitungen scheinen in diesem Jahr aber ein gewisses Maß an Professionalität aufzuweisen. Es wurden in den letzten zwei Wochen die Schüler an die Strände geschickt, um diese zu säubern. Die Riffe und Untiefen wurden mit Bojen markiert, damit die Propeller an den Booten unversehrt bleiben.
Die ganze Woche über strömen Besucher auf die Insel. Am Ostersonntag sind sie dann alle da und alle wollen an den einen Strand. Hunderte Boote machen dann vor dem Strand fest. Die Kinder planschen den ganzen Tag im Wasser herum, die Eltern suchen sich einen schattigen Platz, essen und trinken. Aus Palmdächern und Ästen werden kleine Stände zusammengezimmert, an denen kaltes Bier verkauft wird. Überall steigen kleine Rauchsäulen auf, man grillt Würstchen und Koteletts. Die honduranischen Mädchen führen die neueste Bademode vor und die jungen Burschen spielen Volleyball.
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