Freitag, 24. Dezember 2010

Ein unerwartetes Geschenk

In Deutschland kommt am heiligen Abend in vielen Familien traditionell Kartoffelsalat mit Würstchen auf den Tisch.

Die honduranische Nationalspeise zum 24. Dezember heisst TAMALES.
Tamales - das ist ein aus Maismehl hergestellter Teig, Reis, Mais und anderes Gemüse und Hühnerfleisch. Das Ganze wird in Bananenblätter eingewickelt und in heißem Wasser gedämpft, bis es gar ist. Die Herstellung ist recht zeitaufwändig - und fordert die Köchin oder den Koch (nun, in Honduras wohl eher die Köchin...) zeitlich mehr als in deutschen Landen.


Nun sind wir vor einigen Minuten auch in den Genuss dieser leckeren Speise gekommen. Mit breitem Grinsen überreichte uns unser Arbeiter eine Tüte mit frisch zubereiteten und noch heiss dampfenden Tamales. Was für eine schöne Überraschung!
FROHE WEIHNACHTEN !!!!

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Korruption -kein Thema in Honduras?

Transparency International ist eine gemeinnützige Organisation, die sich der Bekämpfung der Korruption verschrieben hat. 1993 von dem Deutschen Peter Eigen gegründet, hat sie ihren Hauptsitz in Deutschland und rund 90 sog. "chapter" in den verschiedenen Ländern, die vor Ort arbeiten.

Mehr dazu unter: http://www.transparency.org/about_us oder zum deutschen chapter: http://www.transparency.de/


Definiert wird Korruption als Mißbrauch anvertrauter Macht zu privatem Nutzen. Das beinhaltet zum einen die Bestechung, Bestechlichkeit und die Vorteilsnahme, die der Volksmund zweifelsohne unter den Begriff der Korruption subsumiert, zum anderen erfasst diese Definition auch Fälle von Vetternwirtschaft und Klientelismus.

Einmal im Jahr veröffentlicht TI den sog. Korruptionswahrnehmungsindex (corruption perception index CPI). In 178 Länder wird die Zivilgesellschaft danach befragt, wie sie die Korruption im öffentlichen Sektor des eigenen Landes wahrnimmt und bewertet. Auf der Skala von 0 - 10 bedeutet 0 hochgradig korrupt und 10 sehr "sauber".

Am 26. Oktober 2010 wurde der CPI für das Jahr 2010 veröffentlicht. Dabei kommt Honduras sehr schlecht weg, es nimmt nur den 134. Rang ein. Im Vergleich zu den anderen mittelamerikanischen Staaten steht es an letzter Stelle. Am wenigsten korrupt ist Costa Rica, es steht an 41. Stelle. Danach folgen Panama und El Salvador mit dem 73. Rang. Guatemala sieht sich bei 91, und Nicaragua auf Rang 127.


Schlechter als Honduras schneiden im lateinamerikanischen Raum nur Paraguay (146. Rang) Venezuela ab, das mit dem 164. Platz schon als hochgradig korrupt bezeichnet werden darf.

Ein Vergleich mit den Vorjahren zeigt, dass Honduras beim Thema Korruption keine Fortschritte macht. In den Jahren 2006-2009 lag es stets bei 126-131.

Ein vor einigen Jahren verabschiedetes Antikorrpuptionsgesetz, das mehr Transparenz in die Aktivitäten der Verwaltung bringen sollte, kann mithin nur als gescheitert bewertet werden.

Interessanterweise haben die honduranischen Medien die diesjährige Veröffentlichung des CPI zum großen Teil ignoriert. Scheinbar ist das zur Zeit kein Thema in Honduras. Schade eigentlich. Denn unbestritten ist, dass Korruption gerade in den armen Ländern die Armut verstärkt. So fehlt beispielsweise dem einfachen Bürger, der den Beamten stets kleine Schmiergelder zahlen muß, das Schulgeld für seine Kinder. Öffentliche Straßen, die schlampig gebaut werden, weil zuwenig Zement verwendet wird -auf der Abrechnung steht allerdings mehr, das eingesparte Geld wandert in die Taschen der Bauleitung - gehen frühzeitig kaputt. Ein Schaden für die gesamte Gesellschaft.

In Honduras weiß die Zivilgesellschaft sehr genau, das die Korruption überbordend und systemimmanent ist. Zugleich haben die Bürger das Gefühl, dem Problem ohnmächtig gegenüber zu stehen und nichts dagegen unternehmen zu können. Es herrscht ein Gefühl der Resignation. Und wenn die Medien dieses Thema auch nicht mehr aufnehmen, so haben auch sie vielleicht resigniert?
Es wäre schön, wenn die politischen Akteure im Land dem Thema mehr Raum widmen würde. Es würde sich auszahlen.

Montag, 13. September 2010

Denguefieber - Epidemie in Honduras

Das Denguefieber ist eine fiese Krankheit. Von Moskitos der Art Aedes aegypti durch einen Stich auf den Menschen übertragen, verursacht der Virus im Körper des Menschen nach 3 bis 14 Tagen Kopf-, Glieder-und Muskelschmerzen, Fieber, Schüttelfrist, Hautausschlag und Schwäche. Kurzum: man fühlt sich richtig elend.

Behandelbar ist die Krankheit nicht, da muss man durch. Gegen die Schmerzen helfen Schmerzmittel wie Paracetamol, und einer Dehydrierung muß mit reichlich Flüssigkeitszufuhr entgegnet werden. Nach einer Woche geht es den meisten Kranken wieder besser. Es gibt aber auch Fälle, in denen das Fieber einen hämorrhagischen Verlauf nimmt. Dabei werden die Blutgefäße durchlässiger als sie es sein sollten, es kommt zu unkontrollierten Blutungen, die nicht allzu selten zum Tode führen.

Die offizielle honduranische Statistik nennt 67 Todesfälle durch Denguefieber in diesem Jahr.
Man darf vermuten, dass die wahre Zahl höher liegt.


Präsident Pepe Lobo hat im Juli den Notstand ausgerufen und eine nationale Kampagne zum Kampf gegen das Denguefieber angekündigt. Die nationalen Behörden legen seitdem ihr Augenmerk darauf, betroffene Gebiete mit Insektiziden zu besprühen, um dem Moskito den Garaus zu machen.

Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" weist darauf hin, dass die Strategie zur Eindämmung der Epidemie mehrere Maßnahmen umfassen müsse.

Die betroffene Bevölkerung, in Honduras übrigens die Hauptstädter, muß aufgeklärt und unterwiesen werden, wie sie sich gegen Dengue schützen kann. Dazu gehören auch die Einhaltung sanitärer Standards. Da der Moskito in stehendem Wasser brütet, findet er im Müll -Plastikflaschen, Reifen, Dosen- optimale Bedingungen vor. Da ist auch die Bevölkerung gefragt, den Müll beizeiten mal nicht achtlos wegzuwerfen.
Die medizinische Versorgung muß gewährleistet sein. Das Problem in Honduras besteht darin, dass die Krankenhäuser bei stark ansteigenden Fallzahlen schnell überfüllt und überfordert sind. Und auch die Bekämpfung der Mücke selbst ist ein wichtiger Baustein im Rahmen dieser Strategie.
Ein weiteres Zauberwort ist in diesem Zusammenhang die "Kontinuität". Es reicht nicht aus, wenn die Behörden eine einmalige Nebelaktion in den Städten starten. Die Besprühung muß regelmäßig über einen längeren Zeitraum erfolgen. Hier sind die Behörden gefragt, die in Honduras in aller Regel nicht durch Effizienz glänzen.

Die Epidemie ist allerdings kein rein honduranisches Problem. Weltweit ist Aedes aegypty in tropischen und subtropischen Gegenden auf dem Vormarsch, die Erkrankungszahlen steigen rapide an.

Und auch wir in Deutschland sollten uns nicht entspannt zurücklehnen in der Annahme, bei uns kann das ja nicht passieren. Der Klimawandel könnte Dengue auch zu uns bringen. In Frankreich wurde vor wenigen Tagen der erste Fall bekannt.....

Montag, 16. August 2010

200 Tage Pepe Lobo


Normalerweise gibt man einem Politiker, der ein neues Amt antritt, eine Karenzzeit von 100 Tagen. Nach 100 Tagen geben die Medien eine erste Bewertung zu dessen Amtsführung ab.
Angesichts der schwierigen politischen Rahmenbedingungen, unter denen Porfirio Lobo Sosa die Präsidentschaft seines Landes am 27. Januar 2010 übernommen hat, wurden ihm 200 Tage gegeben, sich in sein Amt einzufinden.

In diesen vergangenen 6 Monaten hat Herr Lobo seine Kraft dafür eingesetzt, das Land wieder auf die internationale Bühne zu bringen. Die Absetzung des Präsidenten Manuel Zelaya im Juni 2009 hatte das Land international isoliert und dessen Rauswurf aus der Organisation amerikanischer Staaten (OAS) und einigen anderen Bündnissen zur Folge. Und in diese Staatenbünde möchte Honduras nun wieder hinein. Die Bemühungen des Landes waren nicht ohne Erfolg, allerdings läßt sich die OAS mit seiner Entscheidung ein wenig Zeit. Viele Länder haben die Regierung Lobos mittlerweile anerkannt, vor ein paar Tagen erst hat Chile seinen Botschafter wieder in die Hauptstadt Tegucigalpa geschickt.

Währenddessen haben sich allerdings die innenpolitischen Probleme allesamt dramatisch verschärft.

Die Sicherheitslage im Land verschlechtert sich zunehmend. Da sind zum einen die Drogenkartelle, die sich im Land einen erbitterten Kampf um die Vorherschaft der Transitwege liefern. Es vergeht kein Tag, an dem nicht mehrere Morde im Land passieren. Die Mordrate ist exorbitant. Aber auch die Kleinkriminellen scheuen nicht davor zurück, für ein Mobiltelefon zu töten. Tendenzen einer Verrohung der Gesellschaft sind unübersehbar.
In den Großstädten herrschen kriminelle Banden, die Schutzgelder von Geschäftsleuten eintreiben, im Drogenhandel tätig sind und die Bürger terrorisieren.

Die Regierung gibt sich hilflos, ein Sicherheitskonzept gibt es nicht. Die Polizei ist unterbezahlt und daher anfällig dafür, sich von diesen Banden kaufen zu lassen.

Die Korruption ist ein Thema, das aber nicht nur die Polizei und andere Behörden betrifft. Auch im Bildungssystem ist sie immanent. Lehrer, die auf der Gehaltsliste des Staates stehen, aber nie im Klassenzimmer erscheinen, sind kein Einzelfall.
Andere strukturelle Probleme sind dauerstreikende Lehrer und der damit einhergehende Unterrichtsausfall, schlecht ausgestattete Schulen und ein Lehrplan, der vorsintflutartig anmutet.

Bei seiner Antrittsrede hat Pepe Lobo die Lehrerschaft direkt angesprochen und sie auf ihre Verantwortung hingewiesen. Die Streiks sind ein Dauerthema, das das Land sicher seit 10 Jahren begleitet. Auch zur Zeit besetzen die Lehrer wieder Straßen und Brücken und streiken. Die Regierung scheint auch hier kein Rezept zu haben, dieses altbekannte Problem in den Griff zu bekommen. Richtig ist, dass die Lehrer, die eigentlich gut bezahlt werden, in der Vergangenheit ihr Geld nicht bekommen haben. Die andere Seite der Medaille ist allerdings die, dass die gut organisierte Lehrergewerkschaft ständig neue Forderungen stellt.
Opfer dieser Bildungsmisere sind die Kinder, deren Zukunftschancen düster aussehen. Im Vergleich zu den Nachbarländern liegt das Bildungsniveau Honduras auf dem letzten Platz. Es braucht keinen Propheten, um vorauszusagen, welche Folgen das für die Gesellschaft in Honduras haben wird.

Die Wirtschaft ist auf qualifizierte Kräfte angewiesen, will sie wachsen und in der globalisierten Welt bestehen. Schlechte Vorzeichen für das Land. Internationale Investoren haben Honduras im Zuge der politischen Krise im vergangenen Jahr scharenweise verlassen. Sie kommen nur langsam zurück. Die Arbeitslosigkeit hat ein Rekordniveau. Die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 20 Jahre - die Probleme, auf die das Land zurast, werden sich dramatisch verschärfen.

Pepe Lobo reist derweil durch die Welt, verhandelt mit den großen Staatslenkern dieser Welt und sorgt sich mehr darum, wie er den im Exil lebenden Manuel Zelaya wieder ins Land zurückholt, ohne sein Gesicht zu verlieren.
Es gibt wirklich Wichtigeres, Herr Lobo.

Mittwoch, 9. Juni 2010

catrachos

Wenn die Welt in einigen Tagen nur noch Fußball schaut, wird sie auch die Spiele der "catrachos" sehen. Der Spitzname der honduranischen Nationalmannschaft wird in Honduras weitläufig verwendet und bezeichnet den Honduraner an sich, ob er nun Fußball spielt oder nicht.

Der Begriff "catracho" hat seinen Ursprung in der Mitte des 19. Jahrhunderts, in dem der Namensgeber General Florencio Xatruch lebte.
In Zentralamerika war diese Zeit kriegerisch, und der General persönlich in zahlreiche dieser Auseinandersetzungen verwickelt. Eine davon betraf die Bekämpfung des Filibusters William Walker. Dieser amerikanische Abenteurer meinte, Mittelamerika auf eigene Faust erobern zu können.
Als General Xatruch mit seinen Soldaten erfolgreich aus diesem Kampf zurückkehrte -er lebte zu dem Zeitpunkt in Nicaragua- wurden sie mit den Worten "Vienen los xatruches" begrüßt. Da dieser Name nur schwer auszusprechen war, wurden aus den xatruches die catrachos - und nicht ohne Stolz bezeichnen sich die Honduraner auch heute noch als catrachos.

Den catrachos in den blau-weißen Trikots allerdings müssen wir nun die Daumen drücken, dass sie sich in der Vorrunde gegen ihre Gegner tapfer behaupten. Diese heissen Chile, Spanien und Schweiz.

Samstag, 29. Mai 2010

Pterois volitans: Eine Plage

Auf der Suche nach den schönsten Tauchplätzen der Karibik kommt der Taucher kaum an Guanaja vorbei. Mein persönliches "highlight" liegt auf der Nordseite der Insel und bietet Cañons, durch die man hindurchtaucht, Höhlen und Tunnel. Dort hat man gute Chancen, Ammenhaie, Rochen und Zackenbarsche zu sehen. Immer häufiger trifft man allerdings auch auf Rotfeuerfische. Beim ersten Mal dachte ich an eine Erscheinung und befürchtete, dem Tiefenrausch zu erliegen. Denn eigentlich gehören diese Fische in den indischen Ozean, keinesfalls aber in den Atlantik. Seitdem sie allerdings mal da sein, verbreiten sie sich dort mit einer ungeheuren Geschwindigkeit. Der einzige natürliche Feind des Rotfeuerfisches ist der Zackenbarsch. Der allerdings ist ziemlich lecker und auch bei Sportfischern ein begehrtes Fangobjekt. Sein Bestand ist so weit geschrumpft, dass er für den Eindringling keine Gefahr darstellt. Und so vermehren sich die wunderschönen Rotfeuerfische fast ungehindert und dezimieren ob ihrer Gefräßigkeit die kleinen Rifffische. Das biologische Gleichgewicht droht aus dem Ruder zu laufen, und auf Dauer gefährdet der Rotfeuerfisch auch den Bestand der Korallen -leben doch viele kleine Rifffische in Symbiosen mit den Korallen oder erfüllen in anderer Hinsicht sinnvolle Aufgaben im komplexen Gefüge der Unterwasserwelt.


Wie aber sind diese eigentlich wunderschönen Fische in den Atlantik und in die Karibische See gelangt? Es gibt eine nahe liegende Theorie, nach der 6 oder 7 Exemplare aus einem Aquarium in Südflorida entwichen sind. Der 1992 über Miami hinwegbrausende Hurrikan "Andrew" zerstörte unter anderem ein großes Aquarium - in dem auch einige der hübsch anzusehenden, rot-braun gefiederten Fische lebten. Die neue Umgebung rund um Florida behagte den Fischen und sie fühlten sich wohl, vermehrten sich und wurden so zu einer Plage.

Nun versuchen die Menschen in den Bahamas und auf den Cayman Islands den Fisch zu einer Delikatesse zu machen - ein Versuch, die Fangquote für Pterois volitans zu stimulieren.
Ob das klappt, bleibt abzuwarten.


Samstag, 15. Mai 2010

Honduras zu Gast in Heidelberg

Es geht um Fußball. Die honduranische Nationalmannschaft ist bei der WM in Südafrika dabei -und nun in Heidelberg, um sich auf das große Turnier vorzubereiten. Leider ist der Superstürmer Carlo Costly nicht dabei. Er war es, der mit seinen Toren maßgeblich dazu beitrug, das sich das Land qualifizierte.
Mit einem gebrochenen Fuß läßt sich nicht gut kicken, und so wird er -vor allem seine Tore- fehlen.
Foto: http://br.oleole.com/fotos/concacaf/carlocostly/mp178u.asp

In Walldorf, einem kleinen Ort nahe Heidelberg, wird die Mannschaft in den nächsten 10 Tagen trainieren, gegen den FC Astoria Walldorf, einem Verein de Oberliga Baden-Württembergs, spielen und danach weiter nach Österreich reisen.


In den honduranischen Medien nimmt das Thema "Weltmeisterschaft" bereits seit Wochen ca. 50 Prozent der Meldungen ein. Man darf gespannt sein, ob sich während der Meisterschaft überhaupt noch andere Nachrichten als Fußball aus dem Land gelangen werden. Honduras spielt übrigens in der Gruppe H und trifft dort auf Spanien, Chile und die Schweiz.

Und während die großen Fußballer in die Welt hinaus reisen, trainiert der Nachwuchs auf Guanaja:

Sonntag, 2. Mai 2010

Guanaja und die Fliegenfischer

Der Fliegenfischer ist keine Spezies aus der Tierwelt, sondern zählt zur Spezies der Hominiden, er ist ein Angler. Mittels einer besonderen Wurftechnik wird die Angel ausgebracht, an dessen Ende sich der Köder befindet. Dieser Köder ist besonders leicht und wird "Fliege" genannt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Fliegenfischen

Guanaja ist schon seit langem ein Geheimtipp unter den amerikanischen "flyfisher" Freunden. Es gibt eine Reihe von Flachgebieten hinter den Riffen, in denen man hüfthoch im Wasser stehen und die Angelschnur fliegen lassen kann. Das Objekt der Begierde heißt Knochen -und Grätenfisch, Permit oder Tarpon. Man kann es sich beim Namen "bonefish" schon fast denken, und ja, es ist tatsächlich keine Freude, einen solchen Fisch zu essen. Der Fliegenfischer bringt also keinen Fisch mit nach Hause. Er läßt ihn nach dem Fang wieder frei.

Es sind fast ausschließlich Männer, die diesem Sport - oder besser ausgedrückt, dieser Aktivität- mit Freuden nachgehen. Und auch unter Ex-Präsidenten finden sich Liebhaber dieser Angelart. Ein Erdnußfarmer, der vor vielen Jahren Präsident der Vereinigten Staaten war und den wohl jedermann kennt, war in der vergangenen Woche auf der Insel. Sein Besuch sollte ein großes Geheimnis bleiben -einen Monat vorher wußte jeder, aber auch jedermann auf der Insel, dass J.C. im Anmarsch war. Dann kamen er, seine Frau und sein Gefolge von Sicherheitsleuten tatsächlich und sie blieben eine Woche lang, gingen fliegenfischen, statteten dem Hauptdorf der Insel einen Besuch ab und genossen im deutsch geführten Restaurant "Manati" Schweinebraten und Spätzle mit Soß´.


Also, Fliegenfischer der Welt, kommt nach Guanaja - solange es noch "bonefish-paradise" ist.



Sonntag, 18. April 2010

Garífunas


Genau 213 Jahre ist es her, dass eine Gruppe von Menschen schwarzer Hautfarbe in Honduras anlandeten. Dieses Ereignis feierten die Garifunas in der vergangenen Woche mit Festen, auf denen gegessen, getrunken, getanzt und diskutiert wurde.


Die Geschichte der Garifunas beginnt auf der anderen Seite der Karibischen See, in den kleinen Antillen, genauer gesagt auf der Insel St. Vincent. Als die Europäer diese Inseln entdeckten, stießen sie auf einen äußerst kriegerischen Indianerstamm: die Kariben.

Eines Tages, irgendwann um 1630, fuhr eines der Schiffe, die Sklaven von Afrika in die Karibik transportierten, vor der Küste St. Vincents auf ein Riff auf und sank. Die Afrikaner konnten sich nach St. Vincent retten und wurden von den Kariben aufgenommen. Warum die Kariben diese nicht töteten, so wie sie unliebsame Eindringlinge am liebsten loswurden, bleibt eine offene Frage. Die Kariben fanden wohl die Frauen attraktiv und so entstand über die nächsten Generationen eine neue ethnische Gruppe: die Garifuna.

Im 17.und 18. Jahrhundert stritten sich Franzosen, Engländer und Spanier um die Inseln in der Karibik. St. Vincent war keine Ausnahme, hier herrschten mal die Engländer, dann wieder die Franzosen. So ging das ein paar Mal hin und her. Die Garifunas verstanden sich mit den Franzosen gut und standen ihnen im letzten Krieg gegen die Engländer bei. Dir Franzosen verloren und die Garifunas wurden von der Insel vertrieben.
Ihr Exil fanden sie im westlichen Teil der Karibik, wo sie heute einen Teil der Bevölkerung in Honduras darstellen, aber auch die Küste von Guatemala und Belize besiedeln.

In Honduras gibt es viele kleine Garifuna-Dörfer entlang der Nordküste. Von La Ceiba aus gelangt man schnell nach Sambo Creek und Corozal. In der Nähe von Tela bieten sich El Triunfo und Miami zum Besuch an. Direkt am Strand gelegen kann man den Strand, das Meer und die Leute am besten aus einem der Strandrestaurants beobachten. Ein kühles Bier, ein frisch gegrillter Fisch, serviert mit fritierten Kochbananen und dem typischen Brot aus Yucca, dazu Punta-Musik und Tanz, vielleicht auch eine kleine Siesta in der Hängematte - auf keinen Fall Hektik oder Stress...

Dabei hätten die Garifunas viele Gründe, sich Stress zu machen. Als Minderheit im Land haben sie es schwer. Die Regierung, in der die Mestizen, welche 90% der honduranischen Bevölkerung ausmachen, herrschen, übersieht die Belange der Garifunas einfach. Infrastrukturmaßnahmen kommen fast nie bis in ihre abgelegenen Dörfer. Es gibt zuwenig öffentliche Schulen, die Analphabetenrate ist erschreckend hoch. Die Arbeitslosigkeit ebenfalls.

Früher, als die amerikanischen Unternehmen wie Standard Fruit noch Bananen in großen Mengen exportierten, hatten die Garifunas gute Jobs - durch das Verladen der Bananen auf die Bananendampfer, die von der Nordküste in Richtung USA losfuhren. Das ist lange vorbei, Plagen, Unwetter und die lukrativere Ölpalme haben die Bananenproduktion dramatisch schrumpfen lassen -und damit auch die Jobs in dieser Branche. Heute gehen viele Garifunas wieder fischen, um ihre Familien zu ernähren. Land haben sie auch zuwenig, um Kochbananen, Bananen und Yucca anzubauen.

Ihre kulturellen Wurzeln bewahren sie allerdings bis heute. Sie sprechen eine eigene Sprache und haben ihre eigene Religion, die katholische, indianische und spirituelle Elemente, welche an Voodoo erinnern, beinhaltet.

Auch ihre Musik verleugnet nicht die afrikanischen Wurzeln. Die Trommel ist ein wesentliches Instrument und der dazu passende Punta ein höchst sehenswerter Tanz, der Hüftschwung der Damen äußerst erotisch.

Die Feierlichkeiten in diesem Jahr haben die Garifunas und ihre Probleme wieder einmal in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. Der Präsident Lobo Sosa war da, hat Punta getanzt und versprochen, es werde alles besser werden, man werde mehr für die schwarze Minderheit im Land tun.

Es bleibt abzuwarten, ob nach der großen Party nicht wieder die große Ernüchterung folgt.

Mehr zur Kultur der Garifuna:

Sonntag, 11. April 2010

Die Mosquitia und der Drogenhandel

"Hier wollen alle reich werden" -so lautet der Titel eines Artikels in der honduranischen Tageszeitung "la prensa" und was dann folgt, ist eine ziemlich genaue Schilderung darüber, wie das Kokain auf seinem Weg von Kolumbien nach USA durch das kleine Honduras geschleust wird.


Das Geschäft mit den Drogen ist die Einkommensquelle und es ist schnell verdientes Geld.

Die Mosquitia eignet sich aus mehreren Gründen hervorragend als Umladeplatz für das Kokain. Zum einen ist es ein großes, unwegsames Areal. Straßen gibt es keine, nur über die Luft und von er Küste aus ist es erreichbar. So ist es auch schwer zu kontrollieren. Die Drogenflugzeuge landen auf schnell und improvisiert hergerichteten Pisten. Sie werden über Nacht errichtet und verschwinden danach genauso schnell wieder. Drogenboote landen an der Küste an, nehmen die Pakete oder Fässer auf und fahren sie übers Meer in Richtung Norden - nach Mexiko oder USA.
Foto: www.laprensa.hn

So ist Motorengeräusch das Zeichen für die Misquito-Indios, sich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Sie eilen zu ihren Holzkanus und begeben sich aufs Wasser, um die aus Flugzeugen abgeworfenen Pakete aufzusammeln. Sie lagern sie, bis die Mittelsmänner kommen und sie ihnen abkaufen. Sie selber lassen die Finger vom Kokain, sie wissen auch, dass ihr Tun illegal ist. Aber es ist ihre einzige Chance, zu überleben.

Andere helfen dabei, Benzinfässer von Fischerbooten zu laden, um damit später die Flugzeuge aufzutanken. Die Piloten werden auch beherbergt, wenn es sein muss. Legt ein Flieger eine Bruchlandung hin, so helfen sie dabei, die Spuren zu beseitigen und vergraben und versenden das Flugzeug.

All das ist nicht nur den honduranischen Behörden bekannt, auch die Amerikaner wissen Bescheid. Und das seit Jahren.

Dabei geben die Amerikaner Millionen für die Drogenbekämpfung aus. In Kolumbien setzen sie gemeinsam mit der kolumbianischen Regierung den sog. Plan Colombia um, in Mexiko gibt es eine ähnliche Strategie zur Drogenbekämpfung mit dem Namen "Initiative Mérida", bei der die Amerikaner Milliarden für Ausrüstung, Ausbildung und Unterstützung der Geheimdienste im Kampf gegen den Drogenhandel an Kolumbien und Mexiko überweisen.

Nun engagieren sich die USA auch in der Mosquita. Mit Hilfe amerikanischer Gelder wurde hier ein Marinestützpunkt errichtet, auf dem das honduranische Militär sich verstärkt mit dem Drogenproblem befassen soll.


Ob die Strategie allerdings von Erfolg gekrönt sein wird, das wird die Zukunft zeigen. Zweifel sind berechtigt.

Dienstag, 23. März 2010

Reiseland Honduras: Utila, Roatan, Guanaja - Bay Islands

Vor der Nordküste Honduras, im karibischen Meer, liegt die Inselgruppe der Bay Islands. Neben den drei großen Inseln Utila, Roatan und Guanaja gibt es unzählige kleine Inselchen, die sog. cays. Letztere sind nichts anderes als Sandfleckchen, die aus dem Riff hervorragen und mit Kokospalmen bewachsen sind. Viele dieser kleinen cays befinden sich in Privateigentum.

Touristisch bietet die größte Insel Roatan sicher die beste Infrastruktur. Es gibt einen internationalen Flughafen, auf dem Flüge aus den USA und auch aus Europa landen. Hotels, B&B´s und Pensionen findet man in allen Preiskategorien.


Der sog. hot spot ist West End oder West Bay. Hier reihen sich Unterkünfte, Internet-Cafés, Souvenirläden, Restaurants und Tauchschulen aneinander. Der Reisende findet alles, was sein Herz begehrt. Das Tauchen und Schnorcheln ist sicher ein Highlight, man kann im Anthony´s Key Resort aber auch mit Delfinen schwimmen oder den Leguanpark nahe French Harbour besuchen.

Utila ist die kleinste der drei Hauptinseln und wird unter Rucksackreisenden favorisiert. Im Hauptort der Insel findet man zahlreiche Unterkünfte und wer tauchen will, ist hier ebenfalls am richtigen Platz. Es ist preiswert und gut.
Die Atmosphäre ist entspannter als auf Roatan, der Tourismus noch nicht auf Masse eingestellt. Um Mai herum ist hier die Chance am größten, Walhaie zu sehen.
Auch hier gibt es Leguane zu sehen, in einer Aufzuchtstation für die Laguanart "Ctenosaura bakeri", die hier endemisch sind.


Wem das alles schon zu touristisch klingt, der wählt Guanaja, denn hier ist der Tourismus noch gar nicht angekommen. Die Insel ist ein echtes Juwel für den Reisenden, der die authentische Karibik sucht. Die Einheimischen leben von Langusten-und Shrimps, die wenigen Besucher werden freundlich empfangen. Da die Insel so gut wie keine Straßen hat -es gibt nur eine einzige Straße, die zwei Dörfer miteinander verbindet- spielt sich das Leben und der Verkehr ausschließlich mit Booten ab.

Mehr als 50% der Insulaner lebt auf Bonacca, einem der Hauptinsel vorgelagerten cay. DAS CAY ist eine Ansammlung von Häusern, die auf Stelzen im Wasser stehen und die so eng aneinander stehen, dass man keine Angst haben muss, hier irgendwann Autos zu sehen.
Bonacca oder DAS CAY

Die Riffe der Insel sind alles andere als übertaucht, das Tauchen macht hier noch richtig Spaß und lockt den Entdecker. Es gibt einige Einheimische, die die Tauchplätze gut kennen und denen man sich anvertrauen sollte. Den kilometerlangen Sandstrand, unberührt und ruhig - auf Guanaja gibt es ihn noch. Die Frage, warum er noch nicht von Investoren entdeckt worden ist, läßt sich schnell beantworten. Es gibt hier die sog. no-see-ums oder sandflies - winzig kleine Insekten, die sich auf Warmblüter stürzen und sie stechen.....

Die Menschen leben hier alle nahe am Wasser, das Innere der Insel ist ebenfalls unberührt und lädt zu Wanderungen ein. Eine der schönsten Wanderungen quer über die Insel, von der Süde- auf die Nordseite, über den höchsten Punkt der Insel, den ca. 420 Meter hohen Michael Peak.
Hier wandert man durch die Pinienwälder, die der Insel einst ihren Namen gab. Als Kolumbus im Jahr 1502 auf seiner vierten Reise auf Guanaja ankam, nannte er sie "isla de pinos".
Für die Mühen des Aufstiegs wird man mit fantastischen Ausblicken auf das Meer und die vorgelagerten Koralleninseln belohnt.

Der Abstieg endet in Bo´s Green Flash Bar, einer auf Stelzen über dem Wasser stehenden Bar, in der man dann mit einem gut gekühlten Bier in der Hand den Ausblick auf das Meer, das Riff und den Strand genießen kann.

Und wenn es einem hier gefällt, so bleibt man und übernachtet in Bo´s Island House und geniesst die einheimische Küche, die von Fisch, Shrimps, Conch und Langusten dominiert wird.

Wer allerdings etwas feiner essen will, der läßt man sich zu Ginger und George fahren. Sie betreiben das kleine resort "Clearwater Paradise" und bieten neben Tauch-und Schnorchelausflügen eine exzellente Küche.

Aber auch die Südseite bietet gutes Essen. Wem nach wochenlangem Genuß der karibischen Küche mal wieder nach heimischer Küche ist, der geht ins "Manati". Hier verwöhnen Annette und Claus ihre Gäste mit Schweinebraten und Kässpätzle.
Von hier ist es dann nicht mehr ganz so weit zu Graham´s Place. Auf seinem cay kann man ein Zimmer oder eine "cabin" mieten, alles direkt am Strand. Und - wer das Hochseefischen dem Tauchen vorzieht, der ist auf diesem cay richtig.

Montag, 8. März 2010

Zelayas neuer Job

Foto: www.latribuna.hn

Manuel Zelaya hat einen neuen Job. Die Arbeitssuche war sicher nicht leicht leicht für den Ex-Präsidenten, denn sein Ruf ist nicht makellos, war er doch im Juni des vergangenen Jahres aufgrund massiver Verfassungsbrüche zwangsweise in den Ruhestand versetzt worden.

Nun hilft ihm sein Freund Hugo Chávez mal wieder und erschafft einen "Politischen Rat" innerhalb der Petrocaribe. Zelaya soll diesen Rat, der "der Verteidigung der Demokratie in Lateinamerika" fördern soll, leiten.

http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5ggZFL5__kMFP6d_TFJfVsilZ29Wg

Petrocaribe ist ein Wirtschaftspakt, den Chávez im Jahre 2005 ins Leben gerufen hat. Die diesen Vertrag unterzeichnenden Staaten sind berechtigt, aus Venezuela Erdöl zu vergünstigten Konditionen zu beziehen. Zwar verlangt Venezuela beim Verkauf den üblichen Marktpreis, die einkaufenden Staaten müssen allerdings nur 40% des Preises sofort zahlen, für die Zahlung der restlichen 60 Prozent haben sie 25 Jahre Zeit, und das bei einem Zinssatz von 1%.
Auch Honduras gehört seit 2007 zu Petrocaribe.



Das hört sich nach einem guten Deal für die Käufer an. Wo aber ist der Vorteil für Chávez?
Könnte es sein, dass er auf diese Weise Länder ködert, ihnen billiges Öl anbietet und so an sich bindet?

Bislang konnte man Petrocaribe als eine rein wirtschaftliche Verbindung betrachten. Mit dem nun geschaffenen politische Rat erhält die Organisation nun allerdings eine politische Komponente. Und es bleibt abzuwarten, wie er Länder, die sich politisch nicht nach Chávez Wünschen entwickeln, behandeln wird.

Sein Modell vom "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" bröckelt. Innenpolitisch steht er vor großen Problemen, die ihm dramatisch sinkende Zustimmungswerte bescheren. Die staatliche Ölförderung ist technisch marode und produziert weit weniger Öl als noch vor 10 Jahren. Die Infrastruktur, insbesondere das Strom-und Wassernetz ist seit Jahren vernachlässigt worden. Erforderliche Wartungen, Instandsetzungen oder gar Modernisierungen unterblieben. Nun zeigen sich an allen Fronten die Folgen. Stromausfälle, Wasserknappheit - in der Hauptstadt Caracas herrschen Zustände wie in armen Entwicklungsländern.
Demokratische Strukturen werden derweil mit Füßen getreten oder abgeschafft. Schon 2008 kritisierte die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" scharf die demokratischen Defizite: http://www.focus.de/politik/ausland/menschenrechtsorganisation-chavez-weist-kritiker-aus_aid_334382.html

Und erst vor zwei Wochen kam erneute Kritik aus der interamerikanischen Menschenrechtskommission, die politische Gewalt gegen Andersdenkende in Venezuela ausmacht.

Die Pressefreiheit wird seit langem angegriffen, und das Privateigentum kann auch schon mal durch ein persönliches Dekret des Präsidenten verloren gehen.

Es gibt also gute Gründe für die Bewertung, Venezuela befinde sich auf dem Weg in den totalitären Staat.

Aber auch außenpolitisch ist Hugo Chávez mit seinen Bemühungen, sein politisches Modell ins Ausland exportieren zu wollen, ins Stocken geraten. Vor einigen Jahren sah es noch gut aus. In Bolivien gewann Evo Morales, in Nicaragua der Alt-Sandinist Daniel Ortega und auch in Ecuador übernahm mit Correa ein Linker die Macht.
Honduras allerdings wollte den Chávismus im Lande nicht und ließ im Juni 2009 nicht zu, dass sein Präsident Zelaya ein vom Obersten Gerichtshof für illegal erklärtes Referendum über eine Verfassungsgebende Versammlung abhielt.
Chile hat vor kurzem rechts-konservativ gewählt und auch in Argentinien verliert die Linke unter Christina Kirchner dramatisch an Zuspruch.

So könnte es ja sein, dass Hugo Chávez nun mit durch das Petrocaribe-Abkommen Einfluß auf die politischen Geschicke der lateinamerikanischen Länder nehmen möchte.
Mit der Ernennung von Manuel Zelaya jedenfalls macht er deutlich, dass er seine Expansionspolitik nicht aufgegeben hat und Honduras sich auch in Zukunft mit dem Duo Chávez/Zelaya auseinandersetzen muß.

Montag, 1. März 2010

Panulirus Argus -

besser bekannt unter dem Namen Karibische Languste.





Ihr Lebensraum ist die Karibik und dort hat sie auch ihren ärgsten Feind: den Fischer.

Als die westliche Welt in den 70er Jahren ihren Appetit auf Schalentiere entdeckte und die Languste schließlich zum ganz feinen Essen hochstilisiert wurde, erkannten geschäftstüchtige Inselbewohner diesen Trend ganz schnell und die Langustenfischerei wurde ein großer Wirtschaftszweig auf den Bay Islands.

Gefangen wurden die Schalentiere mit Fallen oder mit Tauchern:


Man holte heraus, was man bekommen konnte. Ob ein Weibchen Eier trug oder nicht -das ist im übrigen gut sichtbar (!)- spielte keine Rolle Das schnelle Geld lockte, Gedanken über den Erhalt der Spezies wurden auf später verschoben. Die alten "islander" erzählen, dass es Langusten im Überfluß gab. Sie saßen im Flachwasser und ihre Antennen ragten aus dem Wasser. Die Einheimischen verschmähten diese Meerestiere, galten sie doch als Aasfresser. Ihr Genuß war verpönt.

Mit den Jahren allerdings sank die Ausbeute kontinuierlich. Konnte man das am Anfang noch als eine schlechte Saison abtun, mußte man unlängst einsehen, dass die Langustenfischerei so, wie sie betrieben wird, die Languste am Ende ausrotten wird -und damit auch die Existenz der Fischer.

Es wurden Schonzeiten eingeführt. Allerdings hatte jedes Lands seine eigene Schonzeit. Wenn beispielsweise die honduranische Flotte in den Häfen lag, konnte die nicaraguanische noch einen Monat länger fangen - vielleicht auch in honduranischen Gewässern? Umgekehrt galt das Spielchen auch. Für den Bestand der Languste waren diese Schonzeiten nicht ausreichend.

Seit heute ist das anders. Die zentralamerikanischen Staaten haben, offenbar unter dem Druck des WWF, einer einheitlichen Schonzeit zugestimmt und diese auch umgesetzt. Seit heute gilt in Belize, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama eine einheitliche Schonzeit. Sie beginnt am 1. März und dauert 4 Monate.


Die Zukunft wird zeigen, ob und wieweit es der karibischen Languste -und auch den Fischern, die ihre wirtschaftliche Grundlage sicher nicht verlieren wollen, nützt.

Sonntag, 21. Februar 2010

4.9 auf der nach oben offenen Richterskala


Gestern abend, wir standen gerade an der Nudelmaschine, bebte die Erde. Normalerweise kündigt sich auf der Insel ein Erdbeben stets durch Grollen an. Eine Art Donner, der von Ferne ganz schnell naht.
Dieser Erdstoß jedoch kam unvermittelt, ließ die Teller, Tassen und Gläser im Regal klirren, das Dach knarzen und den Boden unter unseren Füßen wackeln. Wir erstarrten, hielten inne - und nach wenigen Sekunden war alles vorbei.
4,9 -so wurde das Erdbeben auf der Website
klassifiziert.
Ein ziemlich normaler Vorgang, der hier niemanden schreckt.
Und kein Vergleich zu dem recht starken Erdbeben, das wir im Mai des vergangenen Jahres hatten. Siehe http://honduras-stories.blogspot.com/2009/05/erdbeben.html

Freitag, 19. Februar 2010

Die Angst vor dem Feuer

Vergangene Woche sah ich mich hier oben auf meinem Hügel plötzlich und unerwartet in einer Rauchwolke.
Die Wolke kam aus Osten und wurde immer dichter. Das Feuer selbst war ca. 300 Meter Luftlinie von uns entfernt. Dort hatte ein "islander" seinem Arbeiter ein Grundstück zur Verfügung gestellt, auf dem dieser Bananen, Kochbananen (plátanos) und Yucca anbauen konnte.
Zunächst hackte er alles, was Blätter hatte, ab. Aus einem Stück Urwald (nun ja, wenn auch sekundär, aber trotzdem dicht) wurde so ganz schnell ein Feld. Nach der Methode "slash and burn" setzte er ein paar Tage später, als das Holz schön trocken war, alles in Brand.


Da die Insel seit Wochen nur ganz wenig Regen gesehen hatte und seit sicher zwei Wochen gar kein Tropfen gefallen war, war nicht nur die abgeholzte Vegetation sehr trocken. Das aber störte den Arbeiter überhaupt nicht. Er zündelte -und - ging weg! Er verließ das Feld, kümmerte sich nicht mehr und überließ das Feuer sich selber.

Die Nachbarn, die mittlerweile auch durch den Rauch aufgeschreckt waren, waren ebenfalls beunruhigt. Wir riefen bei der Gemeinde an. Nun muss man wissen, dass Guanaja sogar eine Feuerwehr hat. Nun kam der Test. Und -sie bestanden ihn. Bereits nach 15 Minuten waren mehrere Männer da, ausgestattet mit Schaufeln, Feuerpatschen und Macheten und bekamen das Feuer recht schnell in den Griff.

Die Angst vor dem Feuer, vor dem unkontrollierbaren Ausufern eines Brandes, ist wohl begründet. Die Insel hat in der Vergangenheit mehrere schwere Waldbrände erlebt. Der letzte große Brand war 2005, verursacht durch Fahrlässigkeit. Damals war es kein Feldbrand, der außer Kontrolle geriet. Es war wahrscheinlich eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe, die das trockene Unterholz und die Blätter entfachte. Der Brand kam nah, sehr nah an die Häuser heran. Auch an unseres....

Brand auf Guanaja 2005

Damals konnte die Feuerwehr allein nichts mehr ausrichten. Vom Festland kamen Hubschrauber, die große Wassersäcke mit Meerwasser füllten und diese dann über dem Feuer leerten.

Die Angst vor dem Feuer -sie sitzt tief.


Montag, 15. Februar 2010

Reiseland Honduras: La Ceiba

La Ceiba -das ist zum einen ein Baum aus der Familie der Malvengewächse, der bis zu 70 Meter hoch werden kann. Für die Maya war der Ceibabaum heilig und galt als "Baum des Lebens". An der Nordküste Honduras, nahe am Strand, steht ein solcher Baum -er ist alt und groß und soll der Stadt, die dort entstand, ihren Namen gegeben haben.

La Ceiba hat so ungefähr 150 - bis 200.000 Einwohner -niemand weiß das ganz genau- und eine bewegte Geschichte. Von hier legten vor rund 100 Jahren die Bananendampfer in Richtung USA ab. Man kann sich also gut vorstellen, dass angesichts der vielen Seemänner das Nachtleben hier legendär war. Die "zona viva", dort, wo sich einsame Seeleute einst betranken, prügelten und nach Mädchen Ausschau hielten, gibt es immer noch. Heute jedoch findet man keine Matrosen mehr in den Bars, Restaurants, Discos und Nachtclubs. Es sind vielmehr die Einheimischen, die am Wochenende zum Tanzen ausgehen, ältere, untersetzte Amerikaner, die nach jungen Mädchen und schnellem Sex suchen und Touristen, die die Gegend bevölkern. Obwohl die Partymeile direkt am Meer liegt, spürt man davon allerdings wenig. Die "ceibenos" haben es noch nicht verstanden, aus dieser Lage Kapital zu schlagen. Der Strand ist schmutzig, das Wasser nicht zum Baden geeignet -und eine Strandpromenade oder so etwas ähnliches sucht man vergebens. Direkt am Strand stehen die ersten Häuser, dahinter führt die Straße her. Schon hier hat man nicht mehr das Gefühl, am Meer zu sein. Die Partygänger stört das nicht.
Die Stadt selber ist eine typische mittelamerikanische Stadt - quirlig, lebending, laut, heiß und staubig. Der Verkehr nimmt täglich zu und verstopft die Straßen. Die Hälfte aller Autos sind Taxis. Mit ihnen bewegt man sich preiswert und sicher durch das Getümmel der Stadt.
Zu kaufen gibt es hier alles, was das Herz begehrt. In den vergangenen 10 Jahren sind mindestens drei shopping-malls entstanden. Die "ceibenos" lieben es, an Sonntagen mit ihren Familien in den klimatisierten Einkaufsmeilen zu flanieren.

Wer richtig feiern will, kommt zum Karneval nach La Ceiba. Dann ist die ganze Stadt voller gut gelaunter Menschen in Feierlaune. Und die Parade selber ist sehenswert. Der Karneval findet jedes Jahr im Mai statt. Mehr Infos zum Karneval und zur Stadt:


Die meisten Reisenden kommen allerdings nur nach La Ceiba, wenn sie zu den "Bay Islands" wollen. Vom Hafen fahren die Fähren in Richtung Roatan und Utila ab. Nach Guanaja kommt man hingegen nur per Flugzeug, aber auch das startet in La Ceiba.
Es lohnt sich allerdings, die Stadt ein bisschen näher kennen zu lernen. Die wirklich sehenswerten Schönheiten der Stadt liegen ein bisschen außerhalb. Man fährt den Fluß "Rio Cangrejal" hinauf, und bereits nach wenigen Minuten hat man den Trubel der Stadt hinter sich gelassen und befindet sich in der Wildnis. Der Fluß schlängelt sich durch ein Tal, auf dessen einer Seite der Nationalpark "Pico Bonito" liegt.






Der Fluß selber ist eines der feinsten Adressen zum "River Rafting" oder "Kayaking".
Auch der Nebelwald im Nationalpark kann bewandert werden. Wenn man den Wald aus der Perspektive der Vögel erfahren will, kann man das beim "Canopy" tun. Hier rauscht man an einem Stahlseil entlang - nichts für Menschen mit Höhenangst.

Wenn einem das alles zu viel Aktivität ist, kann man auch mit Yoga und Rohkost gesunden.


Oder man hält einfach nur inne, sucht sich eine Hängematte und genießt die Schönheiten der Natur.

Übernachten kann man ganz preiswert, in einer Hängematte, einem Zelt oder einer cabin mit mehreren Betten.


Man kann es aber auch ganz komfortabel haben, mit Swimmingpool und eigenem Appartment.

Oder sehr freundlich und familiär in einem Bed&Breakfast.

Mein Favorit allerdings ist die "Honeymoon Suite" bei Omega Tours. Ein äußerst geschmackvoll eingerichtetes Zimmer, das die Sinne erfreut, einen tollen Ausblick über ein Tal und das perfekte Dschungel-Feeling bietet. Silvia und Udo sind tolle Gastgeber, bei denen man sich sofort wohlfühlt.


Sonntag, 7. Februar 2010

Reiseland Honduras: Copán Ruinas

Copán Ruinas - das ist ein kleines, niedliches Dorf in den Bergen Honduras, nicht weit von der Grenze zu Guatemala entfernt. Die Häuser erinnern an die spanische Kolonialzeit, die Straßen sind mit grobem Kopfsteinpflaster belegt, auf denen die dreirädrigen Minitaxen mehr herumhüpfen als -fahren.

Die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt, neben Gemüse wird vor allem Kaffee hier angebaut, Das milde Höhenklima bringt hochwertigen Kaffee der Sorte "Arabica" hervor. Einige der Kaffeeanbauer setzen bereits auf den sog. Agrotourismus und öffnen ihre Fincas für Besucher. Wir besuchen die Finca "El Cisne". Eine einstündige Autofahrt über eine unbefestigte und mit nicht wenigen Schlaglöchern gesäumte Straße bringt uns zu einem ansehnlichen Anwesen, das seit mehr als 100 Jahren in den Händen einer Familie liegt. Einer der Söhne, Carlos, begrüßt uns mit - natürlich mit einer Tasse Kaffee. Er spricht perfekt Englisch und erzählt uns einiges über die Geschichte der Finca und darüber, dass die Familie heute nicht nur Kaffee anbaut, sondern auch Kardamon, Kühe hält, an einem Wasserkraftwerk baut und Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen bietet.

Wir werden mit Hüten ausgestattet und dann zu den Pferdeställen geführt. Während eines zweistündiger Ausritts durch die Kaffeeplantagen genießen wir die Landschaft und fühlen uns wie richtige Gauchos.Der Kaffee wächst übrigens im Schatten und trägt zu dieser Jahreszeit Früchte. Von November bis Februar reifen sie nach und nach und werden sukzessive geerntet.
Zurück auf der Finca gibt es ein köstliches Mittagessen, danach natürlich Kaffee.

Am Nachmittag besichtigen wir die Kaffeefabrik, in der die Kaffeefrüchte zunächst gewaschen, das Fruchtfleisch entfernt, der Kaffee fermentiert und getrocknet wird. Der Großteil des Kaffees geht dann an den Exporteur. Nur einen kleinen Teil röstet die Familie selber, für den heimischen, lokalen Markt.

Die eigentliche Attraktion Copán Ruinas allerdings ist die archäologische Ausgrabungsstätte, die Zeugnisse der untergegangenen Mayakultur darbietet. Copán Ruinas war vor fast 1000 Jahren einer der bedeutenden Stadtstaaten der Maya. Man schätzt, dass hier bis zu 20.000 Menschen gelebt haben. Die Pyramiden sind zwar nicht so hoch und beeindruckend wie die in Tikal (Guatemala). Dafür findet man in Copán zweifellos die schönsten Stelen. Feinste Steinarbeiten kann man hier bewundern, zum Teil kleben noch originale Farbreste daran.



Die Steintreppe mit Hyroglyphen hat den Forschern tiefe Einblicke in die Welt der Maya geben können -allerdings war die Entzifferung derselben eine echte Herausforderung.



Nun ja, in der Welt der Mayastätten ist der Besuch Copáns jedenfalls ein Muss.

Hotels und Pensionen gibt es in und um Copán Ruinas in großer Auswahl. Die meisten Touristen kommen aus Guatemala für ein paar Tage über die Grenze -wegen der Ruinen. Sie bereisen Guatemala, dabei gibt es in Honduras weitere Highlights, die eine Reise weiter ins Land lohnen. Darüber später mehr.

Informationen über Copán Ruinas:

Donnerstag, 28. Januar 2010

Epilog

Foto: www.elheraldo.hn
Gestern war ein wichtiger Tag für Honduras. Ein Tag, der -hoffentlich- das Ende der politischen Krise markiert.
Porfirio Lobo Sosa wurde in das Amt des Präsidenten eingeschworen. Die Zeremonie, die wie immer im Nationalstadion der Hauptstadt stattfand, war feierlich und verlief ohne Zwischenfälle. Mit Ausnahme einiger weniger linksgerichteter Staaten wie Kuba und Venezuela erkennt die internationale Gemeinschaft den neuen Präsidenten an.
Manuel Zelaya verließ mit dem Präsidenten der Dominikanischen Republik, das Land, gesegnet mit einer Amnestie für politische Vergehen. Die Zukunft wird zeigen, ob er seinem Land Ärger bereiten wird.

Pepe Lobo versuchte in seiner Antrittsrede, Aufbruchstimmung zu verbreiten. Seine wichtigsten Themen waren
- Sicherheit (ein wichtiges Thema, hat die Kriminalität in den vergangenen Jahren erschreckende Ausmaße angenommen),
-Bildung (die Lehrer an den öffentlichen Schulen haben im vergangenen Schuljahr mehr gestreikt als unterrichtet, die Mehrheit war in politische Pro-Zelaya-Aktivitäten eingebunden),
- Korruption (ein großes Problem, das das Land insgesamt lähmt),
-Arbeitslosigkeit (kaum jemand hat Arbeit...!).

Große Herausforderungen warten auf den neuen Präsidenten.....


Montag, 25. Januar 2010

Pepe´s Zwiespalt

Noch zweimal schlafen und dann hat Honduras einen neuen Präsidenten. Diejenigen, die in den Medien lautstark für eine Nichtanerkennung der Wahl in Honduras plädieren, sollten sich ernsthaft fragen, wie sie die Vorgänge z.B. in Iran oder Afghanistan bewerten wollen. Die Präsidentenwahl im vergangenen November war angesichts der Aufmerksamkeit, die dem Land zuteil wurde, eine der transparentesten und fairsten der honduranischen Geschichte. Zwar hatte man sich eine höhere Wahlbeteiligung gewünscht, eine Wahlbeteiligung von knapp unter 50 % rechtfertigt nicht den Schluss, Pepe Lobo sei nicht demokratisch gewählt worden. Man schaue sich nur die Zahlen der Wahlbeteiligung in den USA an.

Wenn Pepe Lobo in zwei Tagen feierlich ins Amt eingeführt wird, möchte er zugleich auch das Problem "Zelaya" gelöst haben. Zu diesem Zwecke reiste er in der vergangenen Woche in die Dominikanische Republik und brachte eine Vereinbarung mit dessen Präsidenten mit nach Hause.

http://www.laprensa.hn/Apertura/Ediciones/2010/01/21/Noticias/Lobo-firma-acuerdo-para-que-Zelaya-salga-del-pais

Danach kommt dieser zur Amtseinführung nach Honduras und nimmt Manuel Zelaya auf dem Rückweg als "besonderen Gast" mit zu sich ins Land. Porfirio Lobo sichert Herrn Zelaya sicheres Geleit zu.

In vielen Fällen suchen gestürzte und abgesetzte Präsidenten, wenn sie sich nicht der heimischen Justiz stellen wollen, Asyl in einem anderen Land nach.
Nicht so Zelaya. Er darf nun als Bürger in Ehren ausreisen. Es ist verständlich, dass Pepe Lobo Interesse an einer nationalen Aussöhnung hat und das Wohlwollen der internationalen Gemeinschaft sucht. Gut möglich ist auch, dass die USA ihn zu diesem Schritt drängen. Ein Beharren darauf, Zelaya im Land den Prozess zu machen -nicht nur wegen Amtsmißbrauchs aufgrund der illegalen Pläne für ein Referendum, sondern auch wegen Korruption und Veruntreuung öffentlicher Gelder- ist möglicherweise nicht geeignet, das polarisierte Land zu befrieden.
Der Gedanke, Zelaya bedingungslos ausreisen zu lassen, könnte aber mehr Probleme bringen als lösen. Sucht er kein Asyl nach, kann er frei reisen und auch wieder nach Honduras zurückkehren. Er selber hat bereits angekündigt, er wolle nur kurz in der Dominikanischen Republik bleiben, um von dor nach Mexiko zu reisen. Von Mexiko aus wolle er die "Resistencia"-Bewegung führen und sein Ziel, ein Referendum über eine neue Verfassung abzuhalten, weiter verfolgen.
In Mexiko kann er auch ruhig und gelassen abwarten, ob das honduranische Parlament für eine Amnestie stimmen wird. Internationalen Druck gibt es auch in diese Richtung.
Ach ja, und dann gibt es noch das sog. zentralamerikanische Parlament (PARLACEN). Das ist ein ziemlich überflüssiges Plenum, in dem sich die Ex-Präsidenten einiger zentralamerikanischer Staaten tummeln. Als Abgeordnete eines Parlaments genießen sie natürlich Immunität. Möglicherweise Zelayas Lösung, auf diese Weise wieder ungeschoren nach Honduras zurückkehren zu können.

http://www.laht.com/article.asp?ArticleId=350954&CategoryId=23558


Gerüchte ganz anderer Art wurden in der vergangenen Woche von einer venezolanischen Journalistin gestreut. Danach hecken die Castros, Chávez und Ortega gemeinsam mit der kolumbianischen Guerillaorganisation FARC einen Plan aus, die Regierung unter Lobo durch Paramilitärs gezielt zu schwächen.

http://proceso.hn/2010/01/20/Nacionales/Dise.C.B/19950.html


Manuel Zelaya könnte also auch in Zukunft für Ärger sorgen.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Das Wetter

Nein, nicht nur in Europa und den USA frieren die Menschen. Der Winter hat seinen Weg auch in die Karibik gefunden. Sonne, Strand, Badewetter? Nicht so in den letzten 4 Tagen. Sweatshirt, lange Jeans, Wollsocken waren angesagt, und ein heisser Tee sorgte für Wärme von innen.

Eine Kaltfront zog am Wochenende über Guanaja hinweg. Das ist eigentlich nichts besonderes. Kaltfronten -hier nennt man sie "norther" oder "Norder"- kommen zwischen November und März in regelmäßigen Abständen von Nordwesten. Sie ziehen über den Golf von Mexiko, Yucatan, Belize, Honduras und lösen sich dann irgendwo im karibischen Meer auf. Aus den USA bringen sie vor allem kalte Luft, viel Regen und viel Wind aus nördlichen Richtungen. Die letzte Kaltfront war eine von der stärkeren Sorte. Da die USA unter einem strengen Winter leiden, war in dem System besonders kalte Luft.
New Orleans sah mit Minustemperaturen und Eis Rekordwerte. Bis die Front allerdings hier auf Guanaja angekommen war, hatte sie sich über dem karibischen Meer ein wenig aufgewärmt. 17 Grad war es kalt, auf der Insel allerdings nur nachts, am Festland in La Ceiba auch am Tag. Da die Häuser hier offen gebaut sind, sind Innen- und Außentemperatur gleich. In Deutschland macht man bei 17 Grad die Heizung an. Also bitte keine dummen Bemerkungen über Socken und heißen Tee....



..und nein, Eisberge gibt es bei uns noch keine.

Donnerstag, 7. Januar 2010

Remesas

Remesas - das ist übersetzt die "Geldsendung". In Honduras machen Geldsendungen den größten Posten des Bruttosozialprodukts aus. Dieses Bruttonationaleinkommen übersteigt die Einnahmen, die das Land aus dem Tourismus erzielt, es übersteigt die Einnahmen, die aus dem Export von Kaffee, Bananen und Kakao erzielt werden, es übersteigt die Einnahmen aus der Industrie, den sog. maquilas. Es ist also eine ziemlich bedeutsame Einnahme. 2,4 Milliarden Dollar war sie im Jahre 2008 hoch.

Remesas -das bedeutet allerdings auch einen gewaltigen Strom von Migranten. Und zwar aus Honduras heraus, in Länder wie USA, Mexiko und Costa Rica hinein. Tausende von Honduranern machen sich jedes Jahr auf den Weg ins "gelobte Land", den USA. Die meisten reisen illegal ein, arbeiten dort illegal. Jeder einzelne-ein individuelles Schicksal.

Die Reise an sich ist bereits ein gefährliches Unterfangen. Es ist nicht so einfach, über die gut bewachte Grenze von Mexiko nach USA zu gelangen. Allein ist es fast unmöglich. Hilfe kommt in Form von professionellen Schleusern, sog. coyotes. Sie organisieren gegen Bares die Einreise in die USA. Vor einigen Jahren machte einer unserer Arbeiter, die beim Bau des Hauses geholfen hatten, seinen Traum wahr. Er mußte lange sparen, um die ca. 4000 US $ zusammen zu kratzen, denn soviel kostete ein Schleuser vor ca. 5 Jahren. Ich hörte später, dass er es geschafft hatte.
Nicht alle haben dieses Glück. Geraten sie in die Hände von Kriminellen, so ist am Ende das Geld weg und sie immer noch in Mexiko. Oder sie bezahlen gar mit ihrem Leben.

http://www.time.com/time/covers/1101010611/fnaco.html

http://www.mexiko-lexikon.de/mexiko/index.php?title=Migration


Remesas - das Phänomen zeigt auf, dass Honduras Politik es nicht ansatzweise schafft, Arbeitsplätze zu schaffen und seine ökonomischen und sozialen Probleme anzugehen.

Ganze Dörfer leben von den Wohltaten, die die Verwandtschaft aus dem Ausland schickt. Wenn man am Montag morgen die langen Schlangen vor den Büros der "Western Union" sieht, weiß man, wie es um das Dorf steht.

Nun sind angesichts der Weltwirtschaftskrise die Remesas in diesem Jahr gesunken.


Ein wesentlicher Grund für die sinkenden Einnahmen ist sicherlich der Anstieg der Arbeitslosigkeit in den USA. Es gibt weniger Jobs - auch für die Immigranten.

Da auch die Arbeitslosigkeit im Lande im Rahmen der politischen Krise dramatische Ausmaße angenommen hat -manche schätzen die Quote auf 50%, verläßliche Zahlen gibt es nicht-, geraten viele Familien in echte Schwierigkeiten. Sie sind auf den Geldfluß von außen angewiesen, er ist ihre einzige Einnahmequelle. Kriselt es in der amerikanischen Wirtschaft, so wirkt sich das ungebremst und unmittelbar auf die honduranische Kaufkraft aus. Die Armut im Land wird allein aufgrund der drastisch verringerten Geldsummen aus den USA in diesem Jahr weiter steigen.

Remesas - das Phänomen birgt mehr Probleme als Lösungen. Junge Leute verlassen in Scharen ihr Land, und es sind nicht nur diejenigen, die man dann als Erntehelfer auf kalifornischen Orangenplantagen findet. Auch gut ausgebildete Honduraner suchen sich Arbeit vorzugsweise im Ausland. Dort finden sie die qualifizierten und gut bezahlten Jobs, nach denen sie suchen.
Dieser "brain-drain" hinterlässt eine große Lücke im Inland, die honduranische Wirtschaft vermag es nicht, ihre ausgebildeten Leute im Land zu binden.

Remesas - das Thema wird in den Medien nicht kritisch diskutiert. Man nimmt die Bewegung als gegeben hin. Solange ein Problem aber als solches gar nicht zur Kenntnis genommen wird, solange ändert sich gar nichts.