Montag, 4. Mai 2009

Der gefährliche Job des Langustentauchers


Wer eine Languste vor sich auf dem Teller hat, fragt sich selten, woher sie kommt und wie sie gefangen wurde.

Auf Guanaja ist der Langusten- und Garnelenfang eines der wichtigsten Geschäftszweige. Das war nicht immer so.
Bis in die 70er Jahre interesssierten sich die Einheimischen nicht wirklich für die Languste. Man aß keine Aasfresser. So konnte sie sich vermehren und war offenbar in den Riffen um Guanaja zahlreich vertreten. Die alten Insulaner erinnern sich noch an Zeiten, als man Langusten mit den Händen vom Riff abernten konnte, man mußte nur nach aus dem Wasser ragenden Fühlern schauen.

In den 70er Jahren allerdings wuchs international die Nachfrage nach Schalentieren und auch die Insulaner erkannten das Potential. Sie kauften sich Boote und gingen fischen.

Einige fangen die Langusten mit Hilfe von Fallen. Sie füllen große Holzkörbe mit Köder, lassen sie auf den Meeresboden hinab, warten eine Weile und ziehen sie dann in der Hoffnung, darin einen oder mehrere Langusten zu finden, wieder hoch.
Andere bevorzugen die Tauchmethode. Auf ihren Booten befinden sich zwanzig bis dreißig Kanus. Zwei Leute gehen dann pro Kanu los, einer paddelt, der andere taucht. Der Taucher ist mit einer Tauchmaske und Flossen ausgerüstet, er klemmt sich die Tauchflasche mit dem Atemregulator unter den Arm und verschwindet für eine Weile unter Wasser. Er taucht mit den erbeuteten Langusten hoch, wirft sie in das Kanu und taucht wieder ab.
Das macht er täglich mehrere Stunden lang. Es ist ein anstrengender Job, und er ist gefährlich. Lebensgefährlich.

Der Sporttaucher weiss, dass man nur eine ziemlich begrenzte Zeit unter Wasser bleiben darf. In der Tiefe erhöht sich der Stickstoffanteil im Blut und im Gewebe. Steigt man langsam wieder auf, so wird der Stickstoff über das Blut zur Lunge transportiert und man atmet man diesen Überschuss ab. Bei einem zu schnellen Aufstieg allerdings wird der Stickstoff nicht schnell genug abgeatment, es bleibt ein Gasüberschuß im Gewebe, und zwar nicht im gelösten Zustand, sondern er bildet Blasen. Diese Gasblasen können Gasembolien bilden oder die Blutversorgung unterbrechen. Schwerwiegende Folgen dieser Blasenbidlung sind z.B. Querschnittslähmung oder auch Tod.

Die jungen Langustentaucher waren in den Anfangszeiten der Taucherei gar nicht aufgeklärt.
Sie tauchten ohne Hintergundwissen, verdienten viel Geld und wunderten sich nach einigen Monaten, warum die Gelenke so schmerzten. Viele Männer klagten über "rheumatische Beschwerden". In der Folgezeit wurde man gewahr, dass die Krankheiten wohl mit der Taucherei zusammenhängen konnten. Man wurde vorsichtiger, ein wenig umsichtiger.
Allerdings machte die Überfischung im Laufe der Jahre auch vor der Languste nicht halt und so sinkt seit einigen Jahren die Ausbeute. Man mußte in immer tiefere Gewässer abtauchen, um Beute zu machen. Das erhöhte wiederum das Risiko der Dekompressionskrankheit.

Die meisten dieser Taucher kommen aus der Mosquitia. Das ist eine Gegend im Osten Honduras, die unerschlossen, unentwickelt und landschaftlich wunderschön ist. Ein riesengroßes Regenwaldgebiet, in dem noch indigene Völker leben, unter anderem die Miskito-Indianer. Die Arbeitslosigkeit und Armut in diesem Gebiet ist groß, und so schicken die Familien ihre Söhne gern zum Langustentauchen. Das bringt viel Geld. Aber eben auch viel Leid.

Es gibt eine Vereinigung der behinderten Taucher der Mosquitia (Association of Disabled Divers in La Mosquitia). Sie hat Zahlen vorgelegt hat, nach denen seit 1986 360 Männer ihr Leben verloren haben, über 1600 sind behindert oder querschnittsgelähmt.
International scheint die Vereinigung keinen großen Einfluß zu haben. Es kursieren zwar schon seit vielen Jahren Gerüchte, dass man auf internationaler Ebene das Tauchen von Langusten verbieten will, nur ist bis heute nichts passiert. Auch die Ausrüstung der Taucher ist nicht verbessert worden, sie riskieren für ein paar Dollar weiterhin ihre Gesundheit.

Und die Welt weiß nichts von ihnen.

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