Donnerstag, 7. Januar 2010

Remesas

Remesas - das ist übersetzt die "Geldsendung". In Honduras machen Geldsendungen den größten Posten des Bruttosozialprodukts aus. Dieses Bruttonationaleinkommen übersteigt die Einnahmen, die das Land aus dem Tourismus erzielt, es übersteigt die Einnahmen, die aus dem Export von Kaffee, Bananen und Kakao erzielt werden, es übersteigt die Einnahmen aus der Industrie, den sog. maquilas. Es ist also eine ziemlich bedeutsame Einnahme. 2,4 Milliarden Dollar war sie im Jahre 2008 hoch.

Remesas -das bedeutet allerdings auch einen gewaltigen Strom von Migranten. Und zwar aus Honduras heraus, in Länder wie USA, Mexiko und Costa Rica hinein. Tausende von Honduranern machen sich jedes Jahr auf den Weg ins "gelobte Land", den USA. Die meisten reisen illegal ein, arbeiten dort illegal. Jeder einzelne-ein individuelles Schicksal.

Die Reise an sich ist bereits ein gefährliches Unterfangen. Es ist nicht so einfach, über die gut bewachte Grenze von Mexiko nach USA zu gelangen. Allein ist es fast unmöglich. Hilfe kommt in Form von professionellen Schleusern, sog. coyotes. Sie organisieren gegen Bares die Einreise in die USA. Vor einigen Jahren machte einer unserer Arbeiter, die beim Bau des Hauses geholfen hatten, seinen Traum wahr. Er mußte lange sparen, um die ca. 4000 US $ zusammen zu kratzen, denn soviel kostete ein Schleuser vor ca. 5 Jahren. Ich hörte später, dass er es geschafft hatte.
Nicht alle haben dieses Glück. Geraten sie in die Hände von Kriminellen, so ist am Ende das Geld weg und sie immer noch in Mexiko. Oder sie bezahlen gar mit ihrem Leben.

http://www.time.com/time/covers/1101010611/fnaco.html

http://www.mexiko-lexikon.de/mexiko/index.php?title=Migration


Remesas - das Phänomen zeigt auf, dass Honduras Politik es nicht ansatzweise schafft, Arbeitsplätze zu schaffen und seine ökonomischen und sozialen Probleme anzugehen.

Ganze Dörfer leben von den Wohltaten, die die Verwandtschaft aus dem Ausland schickt. Wenn man am Montag morgen die langen Schlangen vor den Büros der "Western Union" sieht, weiß man, wie es um das Dorf steht.

Nun sind angesichts der Weltwirtschaftskrise die Remesas in diesem Jahr gesunken.


Ein wesentlicher Grund für die sinkenden Einnahmen ist sicherlich der Anstieg der Arbeitslosigkeit in den USA. Es gibt weniger Jobs - auch für die Immigranten.

Da auch die Arbeitslosigkeit im Lande im Rahmen der politischen Krise dramatische Ausmaße angenommen hat -manche schätzen die Quote auf 50%, verläßliche Zahlen gibt es nicht-, geraten viele Familien in echte Schwierigkeiten. Sie sind auf den Geldfluß von außen angewiesen, er ist ihre einzige Einnahmequelle. Kriselt es in der amerikanischen Wirtschaft, so wirkt sich das ungebremst und unmittelbar auf die honduranische Kaufkraft aus. Die Armut im Land wird allein aufgrund der drastisch verringerten Geldsummen aus den USA in diesem Jahr weiter steigen.

Remesas - das Phänomen birgt mehr Probleme als Lösungen. Junge Leute verlassen in Scharen ihr Land, und es sind nicht nur diejenigen, die man dann als Erntehelfer auf kalifornischen Orangenplantagen findet. Auch gut ausgebildete Honduraner suchen sich Arbeit vorzugsweise im Ausland. Dort finden sie die qualifizierten und gut bezahlten Jobs, nach denen sie suchen.
Dieser "brain-drain" hinterlässt eine große Lücke im Inland, die honduranische Wirtschaft vermag es nicht, ihre ausgebildeten Leute im Land zu binden.

Remesas - das Thema wird in den Medien nicht kritisch diskutiert. Man nimmt die Bewegung als gegeben hin. Solange ein Problem aber als solches gar nicht zur Kenntnis genommen wird, solange ändert sich gar nichts.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen