Freitag, 29. Mai 2009

Erdbeben

Die Erde bebte.
In der Nacht des 28. Mai wurden die Bewohner Guanajas unsanft aus dem Schaf gerissen. 7,3 auf der nach oben offenen Richterskala, das ist schon heftig.

Foto: USGS Earthquake site

Verletzte und Tote gab es auf Guanaja nicht, alle Häuser stehen noch. Am Festland allerdings war das Beben ebenfalls zu spüren. Hier stürzte der alte Teil der "Brücke der Demokratie" und das ein oder andere Haus ein. 7 Tote soll es gegeben haben.

Auf Guanaja und der Nachbarinsel Roatan fielen Gläser in den Schränken um, Wasser schwappte aus den Swimmingpools und Waschmaschinen lernten das Laufen.








Foto: La Prensa, Honduras

Nun sind Erdstöße und kleinere Erdbeben, die nicht über eine Stärke von 4,7 hinausgehen, nichts Besonderes. Das liegt daran, dass der Rand der karibischen Platte nicht weit entfernt ist. Diese tektonische Platte hat ungefähr die Ausmaße und Form der Karibischen See und ihr westlicher Rand liegt nur wenige Meilen nordwestlich der Bay Islands. Daneben liegt im Westen die Cocosplatte, die sich langsam unter die karibische schiebt. Das bedeutet eine erhöhte seismische Aktivität.

So gab es in vergangenen Tagen auch mehrere kleine Nachbeben, alle in einer Stärke, die wir gewohnt sind.
Infos für Interessierte:
http://earthquake.usgs.gov/eqcenter/recenteqsww/Quakes/us2009heak.php


Mittwoch, 20. Mai 2009

Party "island-style"



Plant man in Deutschland eine Party, so lädt man eine bestimmte Anzahl von Freunden ein, kauft entsprechend viel Wein, Bier und andere Spirituosen ein, kocht oder lässt kochen und plant die Musik für den Abend. Danach kann man nur hoffen, dass die Party gut besucht und die Stimmung ausgelassen sein wird. Kommen 70 Prozent der geladenen Gäste, so ist das ein gutes Ergebnis, 100 % schafft man fast nie. Irgendjemand hat stets andere Termine, ist krank, hat keine Lust oder eine bessere Einladung.

Auf Guanaja läuft die Planung ähnlich ab. Allerdings kocht man angesichts eines Mangels an Cateringunternehmen -vielleicht eine Marktlücke auf der Insel- selber.
Außerdem ist es ungleich schwerer vorherzusehen, wieviele Leute erscheinen werden. Die auf der Insel lebenden Deutschen erscheinen in der Regel vollzählig, die Amerikaner, Kanadier und Engländer lieben Parties ebenfalls und kommen gern. Unvorhersehbar ist, ob und wieviele Insulaner erscheinen. Es ist möglich, dass niemand der Geladenen aufkreuzt, es ist allerdings auch möglich, dass man auf seiner eigenen Party viele neue Menschen kennenlernt. Dann kann man nur hoffen, dass die Getränke und Speisen nicht peinlich früh zur Neige gehen. Außerdem ist es gut zu wissen, dass am Buffet nicht nur der eigene Hunger gestillt wird. Oma, Opa, Nichte, Neffe, Cousins und Cousinen, alle die Verwandten, die zuhause geblieben sind, möchten auch am Buffet teilhaben. Das hat bei mir zunächst gewisse Irritationen ausgelöst. Mittlerweile habe ich gelernt, dass dieses Einpacken von "doggie-bags" auf Parties eine durchaus übliche Verhaltensweise ist. Auch bei den von den Insulanern ausgerichteten Parties nimmt man Eßbares für diejenigen mit nach Hause, die nicht persönlich erscheinen konnten.








Auch das Trinkverhalten verändert sich leicht, wenn es Freibier gibt. Angesichts der Temperaturen wird das Bier recht schnell warm. Man läßt gern das halbe Bier stehen und greift in die Eisbox nach einer gut gekühlten, neuen Flasche.

In Deutschland beginnt eine Party in der Regel gegen 20.00 Uhr, man erscheint aber gern etwas später. Auf der Insel beginnen wir um 12.oo Uhr mittags -da steigt einem der Alkohol besser zu Kopfe...Nein, der eigentliche Grund liegt darin, dass viele Leute nicht gern in der Dunkelheit Boot fahren. Die Riffe hier können tückisch sein, und im leicht benebelten Zustand kann man sich schnell verfahren....und das kann noch schneller ganz gefährlich werden. Man stelle sich vor, ohne Motor auf das offene Meer hinaus zu treiben - bei vorherrschenden Ostwinden ist es ein weiter Weg bis nach Belize.

Die von den Insulanern bevorzugte Musik ist "Country Western". Das liegt daran, dass der erste Musiksender, den die Leute hier am Radio empfangen konnten, aus Texas kam. Das ist zwar 40 Jahre oder so her, aber das prägt den Musikgeschmack bis heute. Ich hätte mir als ersten Sender einen aus Jamaica gewünscht.

Getanzt wird gern, und je später der Abend, umso enger.








Mit dem Sonnenuntergang dünnt die Partygesellschaft sichtbar aus, die Vorsichtigen steigen mit dem letzten Sonnenlicht in ihre Boote. Eigentlich bleiben nur die Deutschen so lange, bis der Getränkevorrat ausgetrunken ist, dauert es auch bis zum nächsten Sonnenaufgang. Dann ist das Bootsfahren ja auch wieder sicher.

Montag, 4. Mai 2009

Der gefährliche Job des Langustentauchers


Wer eine Languste vor sich auf dem Teller hat, fragt sich selten, woher sie kommt und wie sie gefangen wurde.

Auf Guanaja ist der Langusten- und Garnelenfang eines der wichtigsten Geschäftszweige. Das war nicht immer so.
Bis in die 70er Jahre interesssierten sich die Einheimischen nicht wirklich für die Languste. Man aß keine Aasfresser. So konnte sie sich vermehren und war offenbar in den Riffen um Guanaja zahlreich vertreten. Die alten Insulaner erinnern sich noch an Zeiten, als man Langusten mit den Händen vom Riff abernten konnte, man mußte nur nach aus dem Wasser ragenden Fühlern schauen.

In den 70er Jahren allerdings wuchs international die Nachfrage nach Schalentieren und auch die Insulaner erkannten das Potential. Sie kauften sich Boote und gingen fischen.

Einige fangen die Langusten mit Hilfe von Fallen. Sie füllen große Holzkörbe mit Köder, lassen sie auf den Meeresboden hinab, warten eine Weile und ziehen sie dann in der Hoffnung, darin einen oder mehrere Langusten zu finden, wieder hoch.
Andere bevorzugen die Tauchmethode. Auf ihren Booten befinden sich zwanzig bis dreißig Kanus. Zwei Leute gehen dann pro Kanu los, einer paddelt, der andere taucht. Der Taucher ist mit einer Tauchmaske und Flossen ausgerüstet, er klemmt sich die Tauchflasche mit dem Atemregulator unter den Arm und verschwindet für eine Weile unter Wasser. Er taucht mit den erbeuteten Langusten hoch, wirft sie in das Kanu und taucht wieder ab.
Das macht er täglich mehrere Stunden lang. Es ist ein anstrengender Job, und er ist gefährlich. Lebensgefährlich.

Der Sporttaucher weiss, dass man nur eine ziemlich begrenzte Zeit unter Wasser bleiben darf. In der Tiefe erhöht sich der Stickstoffanteil im Blut und im Gewebe. Steigt man langsam wieder auf, so wird der Stickstoff über das Blut zur Lunge transportiert und man atmet man diesen Überschuss ab. Bei einem zu schnellen Aufstieg allerdings wird der Stickstoff nicht schnell genug abgeatment, es bleibt ein Gasüberschuß im Gewebe, und zwar nicht im gelösten Zustand, sondern er bildet Blasen. Diese Gasblasen können Gasembolien bilden oder die Blutversorgung unterbrechen. Schwerwiegende Folgen dieser Blasenbidlung sind z.B. Querschnittslähmung oder auch Tod.

Die jungen Langustentaucher waren in den Anfangszeiten der Taucherei gar nicht aufgeklärt.
Sie tauchten ohne Hintergundwissen, verdienten viel Geld und wunderten sich nach einigen Monaten, warum die Gelenke so schmerzten. Viele Männer klagten über "rheumatische Beschwerden". In der Folgezeit wurde man gewahr, dass die Krankheiten wohl mit der Taucherei zusammenhängen konnten. Man wurde vorsichtiger, ein wenig umsichtiger.
Allerdings machte die Überfischung im Laufe der Jahre auch vor der Languste nicht halt und so sinkt seit einigen Jahren die Ausbeute. Man mußte in immer tiefere Gewässer abtauchen, um Beute zu machen. Das erhöhte wiederum das Risiko der Dekompressionskrankheit.

Die meisten dieser Taucher kommen aus der Mosquitia. Das ist eine Gegend im Osten Honduras, die unerschlossen, unentwickelt und landschaftlich wunderschön ist. Ein riesengroßes Regenwaldgebiet, in dem noch indigene Völker leben, unter anderem die Miskito-Indianer. Die Arbeitslosigkeit und Armut in diesem Gebiet ist groß, und so schicken die Familien ihre Söhne gern zum Langustentauchen. Das bringt viel Geld. Aber eben auch viel Leid.

Es gibt eine Vereinigung der behinderten Taucher der Mosquitia (Association of Disabled Divers in La Mosquitia). Sie hat Zahlen vorgelegt hat, nach denen seit 1986 360 Männer ihr Leben verloren haben, über 1600 sind behindert oder querschnittsgelähmt.
International scheint die Vereinigung keinen großen Einfluß zu haben. Es kursieren zwar schon seit vielen Jahren Gerüchte, dass man auf internationaler Ebene das Tauchen von Langusten verbieten will, nur ist bis heute nichts passiert. Auch die Ausrüstung der Taucher ist nicht verbessert worden, sie riskieren für ein paar Dollar weiterhin ihre Gesundheit.

Und die Welt weiß nichts von ihnen.