Montag, 21. Dezember 2009

Internet und Multi-Tasking auf Guanaja

Als wir im Jahre 2000 begannen, ein kleines Häuschen auf Guanaja zu bauen, ging das so: das Baumaterial mußte am Festland bestellt werden und kam dann mit dem Frachtschiff auf die Insel. Die Bestellung selbst lief so ab: man ging in das Büro der staatlichen Telefongesellschaft Hondutel, in der sich drei Telefonzellen befanden. Man gab der Dame am Schalter die Nummer der Person, die man gern erreichen wollte, stellte sich in einer Schlange an und wartete geduldig. Solange, bis die Dame dann die gewünschte Verbindung für einen hergestellt hatte und einem eine der Telefonzellen zuwies.
Man gab die Bestellung, sagen wir, für 100 Sack Zement ab, bekam den Preis genannt und die Kontoverbindung des Zementhandels. Dann ging man zur Bank, stellte sich dort in die Schlange, bis man dort den gewünschten Betrag einzahlen konnte. Mit der Quittung ging es wieder zurück zu Hondutel. Dort versandte die (manchmal auch) nette Dame die Quittung per Fax an die gewünschte Faxnummer. Dann war der halbe Tag um.

Erst vor wenigen Jahren bekam Hondutel Konkurrenz. Der Gesetzgeber hatte die notwendigen Gesetze erlassen, damit auch private Telekommunikationsgesellschaften auf den Markt durften. Dann ging alles ziemlich schnell. Tigo, Claro und auch Digicel kämpfen heute um Marktanteile bei den Handys. Nur Hondutel selber hat den Markt des Mobilfunks verschlafen. Es gibt eigentlich niemanden mehr in Honduras, der kein Mobiltelefon besitzt. Selbst in den abgelegensten Dörfern hat jeder Feldarbeiter so ein kleines Gerät in seiner Hosentasche. Wer Zweifel hatte, das Mobilfunktelefone in einem armen Entwicklungsland keine große Zukunft haben, der hat sich getäuscht.

Mit dem Internet ist das ähnlich. Am Festland gibt es zahlreiche Internetprovider, die sich gegenseitig Konkurrenz machen.
Auf Guanaja allerdings gab es lange nichts. Diejenigen, die auf Internet angewiesen waren, wichen auf satellitengestützte Systeme aus, die von den USA aus operieren. Globalnet war der erste honduranische Provider, der auf die Insel kam. Das Internet war zwar nicht schnell, und es fiel auch schon mal für einen oder mehrere Tage aus, aber man erwartet am Ende der Welt keine Perfektion. Es war Internet, es war einigermaßen schnell und es funktionierte -nun ja: meistens.

Seit vier Wochen funktioniert Globalnet auf Guanaja nicht mehr. Informationen darüber, was passiert ist und wann oder gar ob die Gesellschaft die Insel in Zukunft wieder versorgen wird, gibt es nicht. Gerüchte kursieren, dass Globalnet Anlagen der staatlichen Hondutel nutzt und die dafür fällige Nutzungsgebühr nicht bezahlt hat. Daraufhin hat Hondutel Globalnet abgestellt. Nun soll die Gebühr bezahlt worden sein, aber niemand stellt den Service wieder an.
Will Hondutel einen lästigen Wettbewerber auf diese Weise kaltstellen? Vielleicht hat Globalnet aber auch das Interesse an Guanaja und seinen, sagen wir: 30 Kunden verloren.
Niemand weiß etwas Genaues. Alle kaufen sich nun ein kleines Modem der Mobilfunkgesellschaft Tigo - allerdings wird die Verbindung immer langsamer, je mehr Nutzer diese Möglichkeit nutzen. Das Herunterladen einer Zeitung dauert 2 bis 3 Stunden. Das Aufrufen einer Website dauert zwischen 1 und 10 Minuten. Bei diesen Geschwindigkeiten werde ich zum Meister des "multi-tasking".
Und Bilder gibt es jetzt auch erst mal keine....bis die Insel wieder anständig an den Rest der Welt angeschlossen ist.
Frohe Weihnachten!

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