Um unser Grundstück kümmert sich ein Arbeiter, der das Gras mit der Machete kurz hält, die Bananenstauden und Ananas pflegt, den Garten wässert, die Pflanzen düngt, den Zaun repariert. Sein Name ist Leonidos und er kommt aus einem sehr ländlichen Gebiet am Festand.
Er wohnt in einem kleinen niedlichen Holzhaus, das wir extra für ihn gebaut haben. Nun gehe ich gestern an diesem Haus vorbei und höre Geräusche, die mich an einen laufenden Ventilator erinnern. Ich nähere mich und sehe durch das Fenster, das aus dem Wasserhahn der Spüle Wasser läuft. Nicht tropfenweise, sondern ein satter Strahl. Auf meine Frage, was das zu bedeuten habe, antwortet Leonidos, der Wasserhahn sei nicht zuzudrehen, irgendetwas sei da wohl defekt. Warum er mir nicht Bescheid gegeben hat, weiss ich nicht. Er ist erst seit vier Wochen bei uns beschäftigt und traut sich vielleicht nicht. Er erwähnt noch, das sei schon bei seiner Ankunft kaputt gewesen. Ich darf also davon ausgehen, dass der Wasserhahn seit vier Wochen ununterbrochen läuft. Dabei möchte ich gar keine Berechnung über die Anzahl der Liter anstellen, die nun nutzlos ins Meer gelaufen sind.
Ich bin ziemlich entsetzt und halte ihm einen kleinen Vortrag über den Wert des Wassers und dass weltweit Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Wir sind auf der Insel privilegiert, haben wir doch Quellen, aus denen jahrein, jahraus sehr wohlschmeckendes Wasser fliesst, und meistens auch noch im Überfluss. Schon Kolumbus pries den guten Geschmack des Wassers, als er 1502 auf Guanaja landete.
Im Gesicht von Leonidos sehe ich allerdings nur Unverständnis. Wasser? Wo ist das Problem?
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