Mittwoch, 30. Dezember 2009

Die wahren Verlierer der politischen Krise

Die Weltwirtschaftskrise, Schweinegrippe, Erdbeben, die politische Krise, ein signifikanter Anstieg der Kriminalität und die negative Presse - jeder Faktor für sich hätte gereicht, ein ökonomisch schwaches Land in eine tiefe Krise zu führen. Zusammen bedeuten diese Ereignisse allerdings so etwas wie den SuperGAU für Honduras.

Das Land steht wirtschaftlich am Abgrund. Der gewählte Präsident spricht bereits davon, den fiskalischen Notstand auszurufen.


Ausländische Investoren meiden das Land seit Juni, andere schließen ihre Unternehmen. Die Arbeitslosigkeit ist gestiegen, genaue Zahlen gibt es nicht, die Statistik ist unbrauchbar.
Die vielen Menschen, die vom Tourismus leben -vom Restaurantkellner über Taxifahrer bis hin zum kleinen und großen Pensionen und Hotels- haben seit sechs Monaten so gut wie keine Gäste. Nachdem die USA eine deutliche Reisewarnung für das Land ausgesprochen hatte, kam so gut wie niemand mehr.

Nun bleibt zu hoffen, dass sich das schnell herumspricht und die Menschen wieder nach Honduras reisen.

Das Land hat ungemein viel zu bieten -ein echtes Reiseland. Aber davon später mehr.

Montag, 21. Dezember 2009

Internet und Multi-Tasking auf Guanaja

Als wir im Jahre 2000 begannen, ein kleines Häuschen auf Guanaja zu bauen, ging das so: das Baumaterial mußte am Festland bestellt werden und kam dann mit dem Frachtschiff auf die Insel. Die Bestellung selbst lief so ab: man ging in das Büro der staatlichen Telefongesellschaft Hondutel, in der sich drei Telefonzellen befanden. Man gab der Dame am Schalter die Nummer der Person, die man gern erreichen wollte, stellte sich in einer Schlange an und wartete geduldig. Solange, bis die Dame dann die gewünschte Verbindung für einen hergestellt hatte und einem eine der Telefonzellen zuwies.
Man gab die Bestellung, sagen wir, für 100 Sack Zement ab, bekam den Preis genannt und die Kontoverbindung des Zementhandels. Dann ging man zur Bank, stellte sich dort in die Schlange, bis man dort den gewünschten Betrag einzahlen konnte. Mit der Quittung ging es wieder zurück zu Hondutel. Dort versandte die (manchmal auch) nette Dame die Quittung per Fax an die gewünschte Faxnummer. Dann war der halbe Tag um.

Erst vor wenigen Jahren bekam Hondutel Konkurrenz. Der Gesetzgeber hatte die notwendigen Gesetze erlassen, damit auch private Telekommunikationsgesellschaften auf den Markt durften. Dann ging alles ziemlich schnell. Tigo, Claro und auch Digicel kämpfen heute um Marktanteile bei den Handys. Nur Hondutel selber hat den Markt des Mobilfunks verschlafen. Es gibt eigentlich niemanden mehr in Honduras, der kein Mobiltelefon besitzt. Selbst in den abgelegensten Dörfern hat jeder Feldarbeiter so ein kleines Gerät in seiner Hosentasche. Wer Zweifel hatte, das Mobilfunktelefone in einem armen Entwicklungsland keine große Zukunft haben, der hat sich getäuscht.

Mit dem Internet ist das ähnlich. Am Festland gibt es zahlreiche Internetprovider, die sich gegenseitig Konkurrenz machen.
Auf Guanaja allerdings gab es lange nichts. Diejenigen, die auf Internet angewiesen waren, wichen auf satellitengestützte Systeme aus, die von den USA aus operieren. Globalnet war der erste honduranische Provider, der auf die Insel kam. Das Internet war zwar nicht schnell, und es fiel auch schon mal für einen oder mehrere Tage aus, aber man erwartet am Ende der Welt keine Perfektion. Es war Internet, es war einigermaßen schnell und es funktionierte -nun ja: meistens.

Seit vier Wochen funktioniert Globalnet auf Guanaja nicht mehr. Informationen darüber, was passiert ist und wann oder gar ob die Gesellschaft die Insel in Zukunft wieder versorgen wird, gibt es nicht. Gerüchte kursieren, dass Globalnet Anlagen der staatlichen Hondutel nutzt und die dafür fällige Nutzungsgebühr nicht bezahlt hat. Daraufhin hat Hondutel Globalnet abgestellt. Nun soll die Gebühr bezahlt worden sein, aber niemand stellt den Service wieder an.
Will Hondutel einen lästigen Wettbewerber auf diese Weise kaltstellen? Vielleicht hat Globalnet aber auch das Interesse an Guanaja und seinen, sagen wir: 30 Kunden verloren.
Niemand weiß etwas Genaues. Alle kaufen sich nun ein kleines Modem der Mobilfunkgesellschaft Tigo - allerdings wird die Verbindung immer langsamer, je mehr Nutzer diese Möglichkeit nutzen. Das Herunterladen einer Zeitung dauert 2 bis 3 Stunden. Das Aufrufen einer Website dauert zwischen 1 und 10 Minuten. Bei diesen Geschwindigkeiten werde ich zum Meister des "multi-tasking".
Und Bilder gibt es jetzt auch erst mal keine....bis die Insel wieder anständig an den Rest der Welt angeschlossen ist.
Frohe Weihnachten!

Samstag, 12. Dezember 2009

Das Problem Zelaya

Die Präsidentenwahl ist gelaufen, ein großer Teil der internationalen Gemeinschaft wird die Wahl anerkennen, der Weg ist frei für einen politischen Neuanfang. Nur Manuel Zelaya ist noch da. Er sitzt immer noch in der brasilianischen Botschaft, hinter mit Alufolie abgedichteten Fenstern, die ihn vor vermeintlich schädlicher Bestrahlung schützen sollen und wird den Brasilianern langsam lästig.

Foto: www.laprensahn.com

Sie haben daher vor einigen Tagen ihre Gastfreundschaft bis zum 27.1.2010 befristet. An diesem Tag wird der neue Präsident vereidigt, Zelaya muß dann raus.

Er könnte natürlich jederzeit die Botschaft verlassen, müßte aber dann mit seiner Verhaftung rechnen. Die Staatsanwaltschaft hat die Anklage fertig. Hochverrat, Untreue und Verfassungsbruch sind nur einige der 15 Anklagepunkte gegen seine Person.

Die internationale Gemeinschaft möchte eigentlich nicht, dass Herr Zelaya auf die Anklagebank muss. Das würde wieder politische Unruhe bringen, die das Land zur Zeit gar nicht gebrauchen kann. Mexiko hat daher vor einigen Tagen ein Flugzeug nach Honduras geschickt, um Herrn Zelaya abzuholen. Die derzeitige Regierung unter Roberto Micheletti verlangte allerdings, dass Zelaya in Mexiko um Asyl bat oder eine entsprechende Erklärung unterzeichnete. Dieser lehnte ab, das Flugzeug flog daraufhin leer zurück.

Nun lese ich heute, dass der neu gewählte Präsident Porfirio Lobo sich mit Manuel Zelaya treffen will. In der Dominikanischen Republik.

Diese Meldung wirft Fragen auf.
Beide befinden sich in Honduras, warum können sie sich nicht dort treffen?
Auf welcher Grundlage darf Herr Lobo davon ausgehen, dass die Regierung Herrn Zelaya ausreisen läßt? Er selber hat nicht die Befugnis, eine Ausreise Zelayas zu genehmigen.

Man arbeitet offenbar gerade daran, das Problem Zelaya zu lösen und dem Mann einen Weg ins Ausland zu ebnen. Die Hintergründe des "deals" wird der Normalbürger wohl nie erfahren werden. Die Federführung dieses Geschäfts liegt allem Anschein nach bei den Amerikanern. Deren Staatssekretär im Außenministerium Craig A. Kelly war nämlich gerade in der Dominikanischen Republik und hat das Problem mit dessen Präsident Leonel Fernandez besprochen.


Da liegt was in der Luft...

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Es war einmal...

...ein Präsident, der hieß Manuel Zelaya.

Der Kongress entschied gestern nach einer langen Sitzung mit 111 zu 14 Stimmen, dass Manuel Zelaya auch nicht übergangsweise mehr ins Präsidentenamt zurückkehren darf.




Man kann diese Entscheidung als undiplomatisch kritisieren, vielleicht erschwert sie auch die Anerkennung des neu gewählten Präsidenten Lobo. Man darf aber auch nicht außer Acht lassen, dass sich diese Entscheidung im Rahmen des Guaymuras-Abkommens bewegt.

Diese Vereinbarung sieht unmißverständlich vor, dass nach einer Einlassung des obersten Gerichtshofs der honduranische Kongress über die Wiederseinsetzung Zelayas in sein Amt entscheiden werde.


Nun hat der Kongress entschieden, und die internationale Gemeinschaft sollte diese Entscheidung akzeptieren.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Wer ist Pepe?

Foto: www.elheraldo.hn

Wer ist der neue gewählte Präsident?


Porfirio Lobo ist 61 Jahre alt, Großgrundbesitzer aus Juticalpa, Olancho. Er kommt aus einer wohlhabenden Familie von Mais-und Bohnenfarmern, hat im Rahmen seiner Ausbildung an der Universiät in Miami Wirtschaft studiert und mit einem Bachelor of Business Administration abgeschlossen.
Er gehört der Partido National an. Diese "blaue" Partei steht in dem Ruf, nationalkonservativ zu sein, während die "rote" Partido Liberal eher sozialdemokratisch sein soll. In der Realität aber unterscheiden sich die Wahlprogramme der beiden Parteien kaum.

Porfirio Lobo Sosa kandidierte bereits vor vier Jahren, unterlag damals aber knapp Manuel Zelaya. Sein Wahlkampfprogramm 2005 beinhaltete schwerpunktmäßig die Bekämpfung der Kriminalität. Pepe Lobo trat für die Einführung der Todesstrafe.

Während der politischen Krise hielt er sich mit Äußerungen zu Zelaya sehr zurück. Man wußte teilweise nicht, wo er steht - diese Strategie war jetzt offenbar erfolgreich, den Vorwurf des Opportunismus muß er sich nicht anhören.
Nun stellt er sich der Aufgabe, das Land zu versöhnen, um den politischen Schaden, der in den vergangenen sechs Monaten entstanden ist, zu beheben.
Ob und inwieweit er sich für die sozialen Probleme des Landes kümmern wird - tja, das wird die Zukunft zeigen.

Der Vorwurf der Linken, Porfirio sei auch nur einer der oligarchischen Clique, die die Macht seit Jahren unter sich aufteilt, ist nicht so ohne weiteres von der Hand zu weisen.
Aber auch Manuel Zelaya kommt aus der Oberschicht. Wie Lobo stammt auch er aus einer Familie, die viel Land besitzt und im Agrarsektor tätig ist. Beide stammen aus demselben Department Olancho - dem Land der Farmer.
Auch Zelaya ist in den 31/2 Jahren seiner Amtszeit nicht gerade durch sein Engagement für die sozial Schwachen und Armen im Lande aufgefallen. Und niemand hat sich vor dem 28. Juni 2009 für das Land, seine Regierenden und das Volk interessiert. Scheinheilig ist, wer nun die Oligarchie anprangert -

Um die Verhältnisse im Land wirklich zu ändern, braucht es jedenfalls andere Maßnahmen als die eines Hugo Chávez. Venezuela bröckelt, die Infrastruktur ist marode, die Inflation ist hoch, die Wirtschaft schwächelt. Die Armen im Land haben weniger Chancen als vor 10 Jahren, durch eigene Kraft ihre Lebenssituation zu verbessern.