Manuel Zelaya träumt wahrscheinlich davon, auf einem Pferd sitzend und eine große weiße Fahne schwenkend, in Tegucigalpa einzureiten. Die Straßen sind gesäumt von zigtausenden jubelnden Menschen, fahnenschwingend ihren rechtmäßigen Präsidenten begrüßend. So war das bereits zu seiner Inaugurationsfeier im Fußballstadion vor fast vier Jahren. Seine Berater hatten es schwer, ihn davon abzubringen, auf einem Pferd ins Stadion zu reiten.
Die Realität jedoch sieht anders aus. Gestern standen nicht 500.000 Menschen an der Grenze zu Nicaragua, um ihm zu huldigen, sondern eher 500. In einer filmreifen Inszenierung, begleitet von vielen Kameras -überwiegend venezolanische Fernsehteams- betrat er honduranischen Boden. Das Militär hatte sich einige Meter zurück gezogen, verhinderte aber dort Zelayas Weiterreise. Er selber kehrte nach kurzer Zeit nach Nicaragua zurück.
International ist dieser Rückkehrversuch nicht auf viel Gegenliebe gestoßen. Sogar die USA haben ihre ablehnende Haltung deutlich gemacht. Die Außenministerin Clinton sprach davon, dass die Rückkehr rücksichtslos sei und nicht dazu beitragen werde, die demokratische und verfassungsmäßige Ordnung im Land wiederherzustellen.
Beide Seiten versuchen, ihre Anhänger zu mobilisieren. Noch immer sind die Demonstrationen gegen Zelaya bei weitem besser besucht als die Pro-Zelaya-Kundgebungen. Und auch friedlicher.
Die Situation ist angespannt, die Lage kann nun jederzeit eskalieren. Und das nach fast einem Monat der Ruhe -zwar angespannt, aber ohne Gewalt-. Ein Ereignis der letzten Tage mag aufzeigen, wie gespannt die Lage ist. Auf der Hautstraße zwischen La Ceiba und San Pedro Sula tummelten sich ein paar Dutzend Zelaya-Anhänger und blockierten die Autofahrer. Einer der Fahrer stieg aus, diskutierte eine Weile, verlangte dann aufgeregt, dass man ihn fahren lasse. Als nichts passierte, ging er zu seinem Wagen, holte eine Pistole und zielte direkt auf die Menge. Sie ließen ihn dann passieren, und einige andere Autos auch.
Angesichts der Tatsache, dass fast jedermann eine Waffe besitzt, ist das Potenzial der Eskalation riesig.
Die Zeitung "el heraldo" will übrigens Informationen dazu haben, dass Hugo Chávez ganz gezielt ein Massaker und Blutbad plant, um das Land in ein Chaos zu stürzen. Unter der Führung von Drogendealern -mit denen ja bekanntlich nicht zu spaßen ist- sollen der Flughafen der Hauptstadt eingenommen und die Hauptverkehrsstraßen blockiert werden. Danach soll es gezielt ein Blutbad zwischen Militär, Polizei und Zivilbevölkerung geben.
Die Rückkehr zeigt deutlich, dass es Herrn Zelaya nicht um das Wohl seines Volkes geht. Im November sind Wahlen, machtpolitisch könnte er in Honduras in den nächsten Monaten nicht mehr viel ausrichten. Worum geht es ihm eigentlich?
Verletzte Macho-Eitelkeit? Gesteuert von Herrn Chávez, der im Begriff ist, ein wichtiges Transitland für den Drogenhandel zu verlieren? Zu dem Thema lese ich gerade, dass die FARC in einer offiziellen Erklärung ihre Solidarität mit Herrn Zelaya Ausdruck verleiht.
Was soll man davon halten?
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